Essen: Eine Ausstellung der Studentenentwürfe

Gefunden in der -> NRZ/Essen vom 28.04.2004:

"Ein Hochhaus am Rüttenscheider Stern

(...) Architektur ist zuweilen wie Sport: "Wir nicht wagt, der nicht gewinnt", sagt Frank Keikut. So präsentiert der 28-jährige Architektur-Student gemeinsam mit seinem Kommilitonen Björn Dadek einen Gestaltungsentwurf für den Rüttenscheider Stern und den Rüttenscheider Markt, bei dem sich die örtliche Kaufmannschaft am Gläschen Sekt kräftig verschlucken dürfte: Ein Hochhaus mit 22 Etagen am "Stern" und eine Markthalle, die von außen betrachtet einer Festung gleicht. Wer genauer hinsieht, entdeckt jedoch gewagte Winkel, gläserne Lichthöfe - interessante Details, die den Betrachter inspirieren, sich näher mit dieser provokanten Architektur zu beschäftigen.

Genau das ist das vorrangige Ziel der Studenten der Fachhochschule Dortmund, die bis zum 16. Mai ihre Arbeiten im "Forum für Kunst und Architektur" am Kopstadtplatz der interessierten Öffentlichkeit vorstellen. Sie wollen Architektur ins Gespräch bringen, wollen über Architektur diskutieren, was in Essen leider viel zu selten geschehe, bedauert Professor Eberhard Kapp (...)"

Mir wäre lieber, der Herr würde wagen, seinen Prof. und nicht die Bürgerschaft zu provozieren - soooo mutig sind die Studenten wohl auch wieder nicht... (oder der Prof. nicht offen genug?)

Ich konnte auch noch die (eher wenig informative) Website der Ausstellung finden:
http://www.forum-kunst-architektur.de/
...wo wenigstens die Öffnungszeiten stehen: Di-Fr 14-20 Uhr; Sa/so 12-17 Uhr.

Sorry, blöder Fehler: Die Essener Ausstellung soll nach der Website erst von Mittwoch bis Freitag 14:00-20:00 Uhr geöffnet sein - und Am Samstag/Sonntag 12:00-17:00

Provokation ist in der Architektur zu einem zynischen Ritual geworden, das keine letztlich aufklärerischen Motive mehr hat sondern nur noch Kompromisslosigkeit zum Ausdruck bringen soll. Avantgardistisches entstand immer durch Provokation innerhalb der Fachwelt selbst, nicht durch öffentlichen Aktionismus mit deren Rückendeckung.

"Provokation ist in der Architektur zu einem zynischen Ritual geworden, das keine letztlich aufklärerischen Motive mehr hat sondern nur noch Kompromisslosigkeit zum Ausdruck bringen soll."

Es ist unglaublich leicht, sich etwas derart groteskes einfallen zu lassen, daß es die Allgemeinheit schockiert - und auch billig, Leute zu provozieren, von denen man nicht abhängig ist. Etwas Rückgrat dem Prof. gegenüber zu zeigen (der solches Herumprovoziere wie oben geradezu verlangt?) - das wäre was gaaaanz anderes...

Die genauen Öffnungszeiten habe ich nicht grundlos gepostet: Am Samstag versuche ich, hinzugehen; wer schafft es bis zum 16.05 noch?

Eine Erinnerung bei dieser Gelegenheit: http://www.aknw.de/aktuell/veranstaltungen/content.phtml

"30.04.2004
Preisverleihung zum Ideenwettbewerb "Pro Stadt - contra Lücke"
Die öffentliche Preisverleihung zum Ideenwettbewerb 'Pro Stadt - contra Lücke / 1001 Ideen für die Stadt', den die Architektenkammer im Rahmen des StadtBauKultur-Leitprojektes '1000 Baulücken in NRW' durchgeführt hat, findet am 30. April 2004 ab 15:00 Uhr im Partika-Saal der Robert-Schumann-Hochschule statt (Fischerstraße 110, 40476 Düsseldorf). (...)

Anmeldungen bitte an: stingl@aknw.de <stingl@aknw.de>"

Es ist also bereits morgen und auch dort will ich hin - die Entwürfe sollen ja gezeigt werden...

Projekt 1000-Baulücken in NRW
(glaub hatten dazu einen eigenen Thread find den aber leider nicht mehr):

Heute war die Preisverleihung in Ddorf an der ich teilgenommen hab, war zufällig noch jemand vom Forum da?
Fand die Veranstaltung, bzw die Gewinner sehr lächerlich. Dachte wollten ernsthafte Überlegungen zu Lösungen von Problemen mit Baulücken sehen, stattdessen gewinnen riesige Ostereier, Fragezeichen (die den Bürger auf die Lücke aufmerksam machen solln...hmm hatte gedacht genau das Gegenteil sollte gemacht werden, nämlich die Lücke zu schließen) usw. Richtige Gebäude die zu den Gewinnern gehören sind selbstverständlich (Glas-)Kästen. Man sehe sich nur mal die Gewinnerbeiträge für Essen an...
Mein Beitrag findet sich unter dem Nachnamen Fonteiner, ist leider im Netz eine sehr schlechte Qualität und hatte leider auch nich die Möglichkeit meine Idee so darzustellen, d.h. mit Computer, wie andere Teilnehmer.

Oh mein Gott...ich sehe mir die Beiträge gerade an

"1000 Baulücken in NRW" - die Preisverleihung

"Fand die Veranstaltung, bzw die Gewinner sehr lächerlich. Dachte wollten ernsthafte Überlegungen zu Lösungen von Problemen mit Baulücken sehen, stattdessen gewinnen riesige Ostereier, Fragezeichen (die den Bürger auf die Lücke aufmerksam machen solln...hmm hatte gedacht genau das Gegenteil sollte gemacht werden, nämlich die Lücke zu schließen) usw. Richtige Gebäude die zu den Gewinnern gehören sind selbstverständlich (Glas-)Kästen."

Ich habe sogar einen Mann von der Architektenkammer NRW gefragt, wieso diese den Wettbewerb nicht ernst genommen hat - es erfolgte eine eher sinnlose Debatte über die Ziele - als ob nicht darum ginge, die Baulücken dauerhaft zu schliessen statt dort temporäre Konstruktionen hinzustellen...

Dann habe ich auch mit einigen Architekten gesprochen, die wie wir denken - aber meinen, "90%" der Architekten würden es erbittert bekämpfen. Einer hat erzählt, wie auf einer Architektenveranstaltung praktisch alle schwarz gekleidet waren - der Mode im Millieu folgend - soviel zum Thema "Die Architekten und die Kreativität/Originalität"...

Später durfte ich mit dem Boss der AK NRW über die Prinzipien und Grundsätze der Architektur sprechen - ob diese 80 Jahre des Kästchentums nicht genügend wären? Er meinte nein, solange die Investoren es wollen (wieso bloß habe ich kürzlich im "Baunetz"-Forum Klagen der Architekten gehört, die - mit ornamentreichen Villen im mediterranem Stil beauftragt - "kotzen" möchten? )
Die Aussagen der Hamburger Architekten zur Vollglas-Inflation kannte der Herr aber spielte herunter - wie auch viele andere hier im Forum bekannte Argumente und Beispiele. Schliesslich hat er mit einer Polemik versucht: "Sie sind absolutistisch" ( ) - worauf ich: "Ja, das habe ich von den Architekten abgeguckt!"

Zum Schluß habe ich noch einmal mit dem AK-Mann wie am Anfang gesprochen und ihn zu überzeugen versucht, daß dies erst der Anfang sein könnte - da alle Entwürfe fairerweise im Internet sichtbar sind, müsste eine breite Debatte erfolgen, in der wir "einfachen Bürger" sagen könnten, welche Stile und Entwürfe uns für konkrete Orte zusagen - und welche nicht.

BTW: Man könnte auch im APH dazu diskutieren - aber vielleicht im Thread zu den "Amateurentwürfen"?

-> "Was dem Jupiter...?"

"Einer hat erzählt, wie auf einer Architektenveranstaltung praktisch alle schwarz gekleidet waren - der Mode im Millieu folgend - soviel zum Thema ´Die Architekten und die Kreativität/Originalität´... "

Kam mir aber auf dieser Preisverleihung auch so vor. Glaub war der einzige der mit ner leicht schlabbrigen Jeans und T-Shirt da ankam
Hatte auch überlegt mit jemandem der AK zu reden, aber blieb dann doch nur schockiert vor der Projektionswand stehen. Die Beiträge hatten meine gute Laune echt versaut, natürlich besonders die Gewinner.
Nur das Buffet war lecker...

Die Essener Ausstellung (s. oben) - am Samstag war ich dort, aber weder der Prof. noch die Studenten waren anwesend - sondern "nur" ein Angestellter der Galerie, der mir erzählt hat, daß die o.g. Herrschaften sich so gut wie nie blicken lassen. Schlechte Voraussetzungen um "... Architektur ins Gespräch bringen, wollen über Architektur diskutieren... "

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Die oben besprochene Düsseldorfer Preisverleihung - ich lese gerade einige Begründungen der 1.-ten Preise auf der Website der Architektenkammer NRW:
http://www.aknw.de/aktuell/index.htm?content.phtml?modus=aktuelles_detail&templatestil=normal&id=413.phtml~content

"Aachen, Karlsgraben 12 - 14: (...)

Urteil der Jury: "Städtebaulich beispielhafter Ansatz für eine Baulücke durch ein temporäres Gerüst mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, die sich im rückwärtigen Bereich durch eine gut strukturierte Grünfläche ergänzt. Die temporäre Bebauung provoziert Überlegungen zur weiteren Nutzung und erreicht hohe Aufmerksamkeit." "

(...)

"Köln, Wallrafplatz 6 - 8: (...)

Urteil der Jury: "Die Arbeit löst mit einer temporären Lichtinstallation das Problem der unansehnlichen Lücke. Eine Umsetzung könnte kurzfristig mit überschaubarem Aufwand erfolgen. Dieser Ansatz kann symbolisch für eine temporäre Lösung vieler städtebaulich defizitärer Teilbereiche gelten. (...)"

Und so weiter, und so fort - wenn ich es richtig verstehe, alle Bestplazierungen sind bloß nix als eine temporäre "Zwischenlösung zur Nutzung der Baulücke", die "Überlegungen zur weiteren Nutzung" "provozieren" sollte!

Da passt gut ins Schema, daß den (geteilten) 5.-ten Preis für Duisburg bloß riesige Fragezeichen auf dem Originalfoto mit ein paar Kritzeleien am Rande gekriegt haben. Nur: Was soll das eigentlich? Sollte man nicht eher konkrete Bebaungsvorschläge (die den Menschen zusagen würden!) sammeln - statt Vorschläge, wie man provoziert zum Provozieren zum Überlegen zum Vorschlagen zum Provozieren...

Hatte ich auch gedacht, dass die konkrete Bebaungsvorschläge sehen wollten, hmm war wohl net so...