Löw ist zuversichtlich, was den Gewinn des EM-Titels angeht. Götze spricht er sein Vertrauen aus. Schweinsteiger erholt sich gut.
Vor dem Start in die Vorbereitung zur Europameisterschaft hat Bundestrainer Joachim Löw Einblicke in seine mentale Verfassung gewährt. „Sich neu zu beweisen, den Erfolg zu bestätigen, wieder dieses Gefühl des Sieges in sich zu tragen, das treibt mich an“, sagte Löw dem Magazin „Stern“. „Ich bin schon lange Nationaltrainer, und trotz aller Test- und Qualifikationsspiele, die wir durchlaufen, sind es letztlich die Turniere, die für mich den speziellen Reiz ausmachen.“
Den in den nächsten Wochen aufkommenden Druck auf sich und seine Mannschaft begrüßt Löw ausdrücklich. „Ich will diesen Druck erzeugen, ich brauche ihn selbst, um wieder zur absoluten Leistung zu finden“, so Löw, „in Maßen genieße ich diesen Druck sogar“.
Löw hatte lange an Niederlage gegen Italien zu knabbern
Den in den nächsten Wochen aufkommenden Druck auf sich und seine Mannschaft begrüßt Löw ausdrücklich. „Ich will diesen Druck erzeugen, ich brauche ihn selbst, um wieder zur absoluten Leistung zu finden“, so Löw, „in Maßen genieße ich diesen Druck sogar“.
Stars werden die Mannschaft auf Kurs bringen
Keine Bedenken hat Löw, ob seine Elf nach zwei insgesamt eher durchwachsenen Jahren noch rechtzeitig in Schwung kommt vor dem mit der Auftaktpartie gegen die Ukraine am 12. Juni beginnenden Turnier. „Ich glaube, dass Spieler wie Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels, die jetzt mit Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira die Elf mitführen, die Mannschaft auf Kurs bringen. Diese Elf will Europameister werden.“
Neuordnung nach Weggang von Lahm, Klose und Mertesacker
„Nun wird es wichtig sein, dass wir wieder den Team-Spirit wecken können, dieses bedingungslose Füreinander-Dasein. Und dann sind wir auch in der Lage, das Turnier zu gewinnen“, sagte Löw im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe). Zwar sei nach dem WM-Triumph 2014 in Brasilien kurzfristig „eine gewisse Sättigung“ festzustellen gewesen, auch seien in Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker wichtige Führungspersönlichkeiten zurückgetreten: „Das waren Säulen, die weggebrochen sind“, sagte Löw. Inzwischen aber habe sich „die Hierarchie wieder gefestigt“, die Nationalelf habe „mit Persönlichkeiten wie Neuer, Hummels, Boateng, Khedira, Kroos, Özil, Müller eine gute Achse, hinzu kommt Schweinsteiger, wenn er fit ist“, erklärte Löw und stellte fest: „Fußballerisch sind wir ohnehin stark.“
Trainingslager in Ascon
Nach dem Pokalfinale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund am Samstag in Berlin trifft sich der 27-köpfige EM-Kader am Dienstag zum Trainingslager in Ascona. Bis zum EM-Start mit den Vorrundenspielen gegen die Ukraine, Polen und Nordirland muss Löw sein Aufgebot auf 23 Spieler reduzieren.
Volles Vertrauen für Götze
Das Vertrauen spricht Löw dem beim FC Bayern in der zurückliegenden Saison auch aus Verletzungsgründen nur selten zum Einsatz gekommenen WM-Finaltorschützen Mario Götze aus: „Die Einstellung ist bei ihm vorbildlich. Es gibt andere Fälle, die nach so einem Turnier, so einem Hype nachlassen. Das Gefühl habe ich bei Mario nicht. Deswegen wird er durch diese Situation finden.“ Zu den Vermutungen, dass Mario Götze womöglich den FC Bayern im Sommer – trotz eines bis 2017 gültigen Vertrages – vorzeitig verlassen werde, da der neue Trainer Carlo Ancelotti, Nachfolger von Pep Guardiola, nicht auf ihn setzt, sagte Löw: „Natürlich kann er nicht zu Mario sagen: Du wirst bei mir immer spielen, ich garantiere dir das. Das kann und wird er keinem Spieler sagen.“
Wechsel kann Kräfte freisetzen
Zu den Wechselgerüchten fügte der Bundestrainer hinzu: „Ganz allgemein sage ich: Manchmal kann ein Wechsel weitere Kräfte frei setzen, ein neues Umfeld, neue Herausforderungen, neue Reize. Schauen sie mal auf die Entwicklung von Toni Kroos. Auch bei den Bayern war er top, in Madrid hat er dennoch noch einmal einen Sprung gemacht. Was Mario braucht, ist Vertrauen. Er braucht einen Trainer, der ihn unbedingt in seiner Mannschaft haben will. Aber das soll jetzt keine Kritik an den Bayern sein, schon gar nicht an Pep Guardiola.“ Zu Guardiola, der im Pokal-Finale sein letztes Spiel für den FC Bayern coacht, ehe er zu Manchester City wechselt, erklärte Löw: „Guardiola hat der Bundesliga seinen Stempel aufgedrückt. Ich bedaure, dass er Deutschland verlässt.“
Schweinsteiger: „Es sieht gut aus“
Der Kapitän der DFB-Elf, Bastian Schweinsteiger, rechnet nach seiner Knieverletzung mit einer Genesung bis zur EM in Frankreich. „Mir geht es gut“, sagte Schweinsteiger am Mittwoch im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft in Ascona. „Das letzte MRT bei Doktor Müller-Wohlfahrt sah sehr gut aus. Jetzt muss ich mich näher ranbringen ans Mannschaftstraining“, so der Fußballer.
„Es sieht gut aus.“ Wann genau er wieder spielen werde, könne er allerdings noch nicht sagen. „Ich muss weiter geduldig sein und dann werde ich sehen, ob es schon zum Start der EM reicht.“ Schweinsteiger hatte sich Mitte März beim Training der Nationalmannschaft in Berlin einen Innenbandriss zugezogen.
Auch Jérôme Boateng ist optimistisch
Jérôme Boateng sieht die deutsche Fußball-Nationalelf bei der EM in Frankreich auf Halbfinalkurs. „Spanien, Frankreich und Belgien sind für mich die Kandidaten fürs Halbfinale – neben unserer Mannschaft natürlich“, sagte Boateng im Interview mit „DB Mobil“ (Ausgabe 06/2016). Und obwohl bei den Buchmachern auch das englische Team zum engsten Favoritenkreis zählt, zweifelt der Verteidiger an den Erfolgsaussichten der „Three Lions“. „England hat uns zwar in Berlin 3:2 bezwungen, aber ich weiß nicht, ob es in Sachen Qualität und Konstanz bereits für ein ganzes Turnier reicht.“
Boateng traut sich Kapitänsrolle zu
Sollte es Bastian Schweinsteiger wegen seiner langwierigen Verletzung nicht in die 23-köpfige EM-Auswahl schaffen, wäre das Amt des Mannschaftskapitäns vakant. Boateng traut sich diese Rolle zu: „Das wäre eine große Ehre für mich“, versicherte der 27-Jährige. „Ich denke, dass ich die Aufgabe eines Kapitäns erfüllen könnte, auch was die Verantwortung betrifft. Ich bin als Persönlichkeit gereift, habe zu allen Spielern im Kader ein gutes Verhältnis, spreche viel mit den jungen Spielern und helfe ihnen, wenn sie Rat suchen.“
Sami Khedira: „Als Weltmeister musst Du quasi Europameister werden“
Für den Fußball-Nationalspieler Sami Khedira gibt es bei der EM in Frankreich nur ein Ziel. „Wir wollen Europameister werden, klar“, sagte der 29-Jährige dem „Lufthansa Magazin“. Schwierig sei allerdings, dass Titel als normal gälten. „Als Weltmeister musst Du quasi Europameister werden.
Enormer öffentlicher Druck
Der öffentliche Druck ist enorm gestiegen, aber unsere Mannschaft kann damit umgehen. Wir wissen, was alles nötig ist, um so einen Titel zu gewinnen. Da gehört eine Entwicklung dazu und auch eine Portion Glück.“ Khedira hat in seiner Karriere bereits einige Titel geholt – er ist Deutscher Meister, Champions-League-Sieger, italienischer Meister und Weltmeister. Am meisten geprägt haben ihn aber nicht die Siege. „Aus Niederlagen und Rückschlägen lernt man mehr, als wenn es immer nur perfekt läuft“, so der Mittelfeldspieler. „Wenn mal etwas nicht funktioniert, hinterfragt man sich und sein Tun viel mehr.“
„Der Deutsche“
Zurzeit ist Khedira bei Juventus Turin unter Vertrag. Hier hat er schnell den Spitznamen „il tedesco“, „der Deutsche“ verpasst bekommen. „Das bezieht sich auf meine Spielweise“, erzählte er. „Ich spiele geradlinig und zielstrebig, ich bin mir auf dem Platz für nichts zu schade. Und das wissen die Italiener zu schätzen.“ Im Alter von 23 Jahren war Khedira zunächst vom VfB Stuttgart zu Real Madrid gewechselt. Über den spanischen Fußball sagte er: „Real Madrid hat den Anspruch, jedes Spiel und jeden Titel zu gewinnen. Und das jedes Jahr. Das ist ganz selbstverständlich bei diesem Verein. Die Menschen lieben den Fußball, man ist immer im Fokus, der Erfolgsdruck ist immer da.“ Was anders ist in Turin: „Bei Juve wird täglich sehr akribisch versucht, den Einzelnen an sein Optimum zu bringen. Die Taktik ist in Italien ohnehin immer ein großes Thema, aber was ich meine, sind die körperlichen Voraussetzungen. Es werden viele Leistungstests gemacht, individuelle Ernährungspläne erstellt. Es wird alles getan, was irgend möglich ist, um auf den Punkt topfit zu sein.“
Ungutes Gefühl wegen Pariser Anschläge
Das bevorstehende Turnier weckt bei Boateng unweigerlich Erinnerungen an die Pariser Terroranschläge rund um das Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland im vergangenen Jahr. „Für mich war diese Nacht im Stadion einer der schwierigsten Momente meiner Karriere, die schlimmste Erfahrung meines Lebens“, erzählte er im „DB Mobil“-Interview. Wegen dieser Erlebnisse wird Boateng mit einem unguten Gefühl im Gepäck zur EM anreisen. „Auch wenn ein bisschen Zeit verstrichen ist seit November vergangenen Jahres – es war und ist eine schwierige Situation. Aktuell kann überall etwas passieren, darüber muss man sich leider im Klaren sein.“
Umfrage: Deutsche wollten faire Spieler
Für eine Mehrheit der Deutschen ist es übrigens besonders wichtig, dass sich die Fußballprofis aus dem Team von Bundestrainer Joachim Löw fair verhalten. 79 Prozent der Befragten sagten in einer repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für das Magazin „Reader`s Digest“ (Juni-Ausgabe), ein Nationalspieler verstoße gegen seine Vorbildfunktion, wenn er sich auf dem Spielfeld unsportlich verhalte. 71 Prozent stören sich daran, wenn sich die Elitekicker öffentlich daneben benehmen.
Prostituierten-Besuche finden 41 Prozent nicht für hinnehmbar
41 Prozent halten es für nicht hinnehmbar, wenn sich die Fußballer mit Prostituierten einlassen. Und 35 Prozent der Befragten gaben an, es verstoße gegen die Vorbildfunktion, wenn die Kicker dem Glücksspiel frönen. Den Besuch bei Prostituierten sehen Frauen (42 Prozent) noch etwas kritischer als Männer (40 Prozent). Bei diesem Thema kennen vor allem jüngere Menschen kein Pardon: In der Umfrage für das Magazin „Reader`s Digest“ waren 59 Prozent der bis zu 29-Jährigen der Meinung, die Nationalspieler würden ihre Vorbildfunktion einbüßen, wenn sie Sex kauften.
Europol warnt vor Terroranschlägen
Die EU-Polizeibehörde Europol warnt derweil vor möglichen terroristischen Anschlägen während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. „Ich blicke mit großer Sorge auf die anstehende Fußball-Europameisterschaft“, sagte Europol-Direktor Rob Wainwright im Interview mit der „Welt“. „Sie ist ein attraktives Ziel für Terroristen.“
Weiche Ziele im Fokus
Sogenannte „weiche Ziele“ wie Cafes, Restaurants oder einen Konzertsaal zu attackieren, sei erschreckend einfach. „Für die Polizei stellt so etwas eine besondere Herausforderung dar.“ Wainwright forderte, dass sich die europäischen Polizeikräfte angesichts der militärischen Attacken mit Kriegswaffen besser schützen müssten. „Wir müssen der Brutalität dieser Anschläge ins Auge sehen“, sagte Wainwright. „Gefordert sind Polizeieinheiten, die auf derartige Anschlagsszenarien und Geiselnahmen wie etwa im Bataclán-Konzertsaal in Paris reagieren können. In Deutschland ist da schon einiges getan worden, in Großbritannien und Frankreich ebenfalls.“
Abstimmungsprobleme der Länder
Angesichts der hohen Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus setzt sich der Europol-Chef für eine europaweite Datei mit den Namen islamistischer Gefährder ein. „Tatsächlich gibt es zwischen den Mitgliedsstaaten noch keine einheitliche Definition dafür, wer als besonders gefährlich gilt“, sagte Wainwright. Jedes Land verfüge über eine eigene Definition etwa, was ein `Foreign Fighter` ist. „Wir brauchen hier dringend einheitliche Kategorien! Nur so bekommen wir heraus, wer die wirklich gefährlichen Islamisten sind, die nach ihrer Rückkehr auch Anschläge begehen könnten.“
Kommentar:
Ich wünsche mir vor allem eine friedliche EM. Ein großer Anschlag am Rande des Turniers wäre eine Katastrophe für künftige Veranstaltungen. Jenseits der direkten Wirkung würde ein solcher Angriff lange nachwirken und damit seine gewünschte Wirkung nicht verfehlen.
Keine deutsche Dominanz
Was den EM-Titel für die Deutsche Nationalmannschaft angeht, bin ich verhalten skeptisch. Man kann aus den Vorrundenspielen kaum etwas ablesen. Deutschland hat sich auch bei der letzten WM mit durchwachsenen Spielen zum Titel gespielt. Eine klare Dominanz – wie sie Spanien in den Vorjahren – demonstrierten, war nicht zu erkennen. Ich finde es allerdings schön, das Löw erstmals im Vorfeld des Turniers vom Titel spricht. Auch, wenn ich mir das noch deutlich kämpferischer wünsche. Aber das wird mit diesem Bundestrainer wohl nicht mehr passieren.
Fußballfans als Moralapostel
Überrascht hat mich die Umfrage zum Verhalten der Spieler. Ich hätte nicht gedacht, dass der Anteil der Menschen, die einen Prostituiertenbesuch von Spielern für „nicht hinnehmbar“ halten, so hoch ist. Das erklärt aber, warum aus dem Sexualleben der Spieler so ein „großes Ding“ gemacht wird, sobald etwas davon durchsickert.
Deine Meinung?
-mit Material der DTS Nachrichtenagentur-
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und halte es mit Fußball-Legende Thorsten Legat: „Unsere Chancen stehen 70 zu 50“! Beim Thema „Prostituiertenbesuch“ hat „die Seite zwei Medaillen“ (siehe Fußball-Philosoph Mario Basler): Wenn 40% dagegen sind, dann sind 60% dafür. Und dass das Moral-Empfinden der jungen Leute steigt, muss kein schlechtes Zeichen sein. Auch wenn dieses „Geschäft“ (Sex gegen Geld) das älteste Gewerbe der Welt sein soll, ist es auch aus meiner Sicht mehr als fragwürdig. Und dies nicht aus Sicht der Kerle…
> Wenn 40% dagegen sind, dann sind 60% dafür
Dieser Umkehrschluss geht regelmäßig schief. Zum einen gibt es die, denen es egal ist. Zum anderen wird es nicht jeder, der es nicht verurteilt, auch automatisch begrüßen.
Das Huren-Thema steht doch erst seit Kruse auf dem Plan.
Ich frage mich, was das irgendwen angeht. Außer Kruse und die Olle.
Ich leg mich mal fest. Wir erreichen das Finale nicht.
Halbfinale: 50/50
PS: Ich irre mich gerne ;-)