Kurzfassung: Eine Nahlinse verbessert die Makrofähigkeit eines Objektiv. Die Naheinstellgrenze wird verkürzt.
Nahlinsen setzen kleine Objekte groß ins Bild. Jeder Fotograf, der schon einmal versucht hat, ein Modellauto im Maßstab 1:87 für eine Internet-Auktion zu fotografieren, kennt das Problem: Die Standard-Optik der Kamera erlaubt es nicht, dicht genug an das winzige Modell heranzufahren, um es bildfüllend einzufangen. Je nach Brennweite des Objektivs sind hier meist mindestens 20 cm – häufig noch mehr – Mindestabstand einzuhalten, da die Abbildung ansonsten in totaler Unschärfe verschwimmt.
Abhilfe schafft hier eine Nahlinse. Aufgrund ihrer speziellen Wölbung macht sie es möglich, „hautnah“ an winzige Objekte wie eben kleine Modellautos, Schmuck wie etwa Fingerringe oder zierliche Ohrstecker, oder auch in der Naturfotografie an Insekten sowie die Staubbeutel von Blumen zu kommen.
Nahlinse als kostengünstige Alternative zum Makro-Objektiv
Für diese so genannte „Makro-Fotografie“ wurden und werden für teure Kameras – egal ob Spiegelreflexgerät oder digital – stets spezielle Wechselobjektive entwickelt, die häufig mit einer allgemeinen Tele-Funktion des Objektivs einhergehen. Doch haben solche Spezialobjektive meist einen sehr hohen Preis. Eine Nahlinse stellt hier die kostengünstigere Alternative dar: sie wird einfach auf das Standard-Objektiv aufgesetzt und erfüllt dann denselben Zweck.
Während Nahlinsen bei Spiegelreflex-Kameras in der Regel dank eines entsprechenden Gewindes im Standard-Objektiv einfach aufgeschraubt werden können, ist bei den sehr kompakten Digitalkameras zumeist eine Hilfskonstruktion – ein so genannter Adapter – erforderlich, der beispielsweise am Stativ-Anschluss der Kamera angeschraubt wird und dann die Möglichkeit schafft, spezielle Zusatzoptiken wie Filter oder eine Nahlinse vor der Standard-Optik anzubringen. Hier ist freilich vor dem Kauf der Digitalkamera ein wenig Recherche erforderlich, ob für das gewünschte Gerät derlei Optionen bestehen. Denn insbesondere im No-Name-Sektor darf dies nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Bei manchen Kameraherstellern mag es auch vorkommen, dass Zubehör nur im Ausland bestellt werden kann.
Umgang mit der Nahlinse
Die Fotografie mit der Nahlinse erfordert allerdings etwas Übung. Der Einsatz ist grundsätzlich nur mit einem Stativ oder anderer Vorrichtung zur Fixierung der Kamera empfehlenswert. Denn je näher die Kamera dem kleinen Objekt kommt, desto geringer wird die Tiefenschärfe – bei einem schräg von vorne aufgenommenen Modellauto ist es also letztendlich möglich, dass nur die Frontpartie scharf im Bild erscheint und der Rest zu verschwimmen beginnt. „Wackler“ verzeiht die Nahlinse überhaupt nicht; Freihand-Fotos werden in der Regel missglücken. So muss auch viel Geduld mitgebracht werden, um die korrekte Einstellung einer Kamera mit Nahlinse herauszufinden, wenn etwa eine landende Hummel auf einer Blüte im entscheidenden Moment in Top-Bildqualität „eingefangen“ werden soll. Gekonnter Umgang mit einer Nahlinse beschert aber dafür faszinierende Bilder, die ganz neue bildliche Perspektiven für fantasievolle Fotografen eröffnen.