„In diesen Krisenzeiten werden gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderung eher als Verunsicherung wahrgenommen – und eben nicht als Fortschritt“
… sagte Baerbock dem „Stern“. Jenseits des Klimaschutzes hätten es die Grünen „offensichtlich nicht geschafft, deutlich zu machen, dass die Grünen auch auf anderen Feldern für Sicherheit stehen: für soziale aber auch für innere Sicherheit.“
Fokus auf Flucht und Migration
Dies gelte insbesondere für einen Bereich: „Dem Thema Flucht und Migration haben wir uns in den letzten Wahlkämpfen nicht offen genug gestellt, obwohl hier genau das Gleiche gilt: Innere Sicherheit und ein modernes Einwanderungsland sind kein Gegensatz, sondern zwei Seiten derselben Medaille“, so Baerbock: „Humanität braucht Ordnung.“ Menschen, die keinen Anspruch auf Schutz haben müssten schnell und möglichst an der europäischen Außengrenze zurückgeführt werden, forderte Baerbock: „Zugleich müssen diejenigen, die Schutz brauchen oder als Fachkräfte kommen, viel schneller integriert werden.“
DTS Nachrichtenagentur
Der Kommentar von Annalena Baerbock ist eine überraschende Selbstreflexion. Die Partei steht vor der Herausforderung, ihre Kernthemen mit den aktuellen Sorgen der Bevölkerung in Einklang zu bringen.
Baerbocks Analyse offenbart eine Diskrepanz zwischen dem Selbstverständnis der Grünen und der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Die Partei muss nun beweisen, dass sie mehr ist als eine Ein-Themen-Partei und auch in anderen Politikfeldern überzeugende Konzepte anbieten kann.
Besonders interessant ist Baerbocks Positionierung in der Migrationsdebatte. Mit der Forderung nach schnelleren Rückführungen und einer effizienteren Integration bewegt sie sich auf einem schmalen Grat zwischen humanitärem Anspruch und pragmatischer Politik.
Diese Neuausrichtung könnte für die Grünen sowohl Chance als auch Risiko sein. Einerseits bietet sie die Möglichkeit, neue Wählergruppen anzusprechen. Andererseits besteht die Gefahr, Stammwähler zu irritieren.
Sebastian Fiebiger
Redaktion