Der Immobilienmogul Donald Trump wird nächster US-Präsident. Der Kandidat der Republikaner erreichte laut übereinstimmender Prognosen zahlreicher US-Sender vom frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) bei der Wahl am Dienstag die notwendige Anzahl von mindestens 270 Wahlmännerstimmen.
Washington (dts Nachrichtenagentur) – Die Überraschung gelang, weil Trump in fast allen sogenannten „Swing States“ triumphierte, wo der Ausgang der Wahl im Vorfeld als ungewiss galt, so beispielsweise in Florida, Ohio, Georgia oder North Carolina.
Umfrageinstitute lagen daneben
Im US-Bundesstaat Wisconsin lieferten die Umfragen hingegen eine regelrechte Fehlprognose ab: Die meisten Demoskopen hatten dort einen klaren Clinton-Sieg vorhergesagt, hier setzte sich Trump aber ebenfalls überraschend deutlich durch, als erster Republikaner seit Jahrzehnten. Die geplante Siegesfeier von Hillary Clinton in New York wurde in der Nacht abgebrochen, ohne dass sich die demokratische Kandidatin persönlich zu Wort meldete. Clintons Wahlkampf-Chef John Podesta schickte die in einer Halle ausharrenden Anhänger um 2 Uhr nachts Ortszeit nach Hause, um „etwas Schlaf“ zu bekommen. „Sie ist noch nicht fertig“ und werde am nächsten Tag mehr zu sagen haben, so Podesta über Clinton.
Amtsantritt und Börsenreaktion
Wenn nichts mehr dazwischen kommt, tritt Trump sein Amt als US-Präsident am 20. Januar 2017 an. Die Märkte reagierten rund um den Globus geschockt: Die Futures auf Dow und DAX wurden mit Abschlägen von über vier Prozent gehandelt, der Nikkei-Index in Japan stürzte um über fünf Prozent ab, der US-Dollar ließ im Vergleich zum Euro um zwei Prozent nach, der Goldpreis stieg zwischenzeitlich über vier Prozent an.
Kommentar:
Halbaffe im Anzug?
Wenn man die deutsche Berichterstattung zur US-Wahl verfolgt hat, ergibt sich ein klares Bild: Trump ist unwissend, planlos und dumm. Ein Halbaffe im Anzug. Heute Morgen dann die Überraschung – Trump gewinnt nicht nur die Wahl, sondern holt vor allem auch viele Stimmen bei denen, die er angeblich so verachtet.
Schwarz-Weiß-Malerei
Die deutsche Politik und Medienlandschaft tut gut daran, die Ruhe zu bewahren. Der Emotionalität, die man dem US-Wahlvolk vorwirft, ist man nämlich einmal mehr selbst anheim gefallen. Während man Obama wie einen Heiligen verehrt und mit Vorschusslorbeeren überhäuft hat, dämonisiert man Trump.
Doch genauso wenig, wie Obama die Welt retten konnte, wird Trump sie zum Einsturz bringen.
Wenn die deutsche Politik die guten Beziehungen zu den USA aufrechterhalten will, tut sie jedenfalls gut daran, verbal abzurüsten.
Die Auswirkungen des Trump-Siegs für Deutschland und Europa sind im Moment kaum abschätzbar. Klar ist aber, dass sich Europa sicherheitspolitisch mehr engagieren muss. Die Zeiten, in denen man die Streitkräfte vermodern lassen kann, weil der “große Bruder” schon helfen wird, sind ziemlich sicher vorbei. Für Putin ist heute ein guter Tag!
Ich fühle mich wie nach 9/11. Wie konnte es soweit kommen…und was kommt danach?
Kann ich verstehen. Imho ist das zum Teil aber auch des Ergebnis der medialen Dämonisierung Trumps.
Ich finde beide Kandidaten mau. Clinton steht im Grunde für all das, was wir als Deutsche an Amerika nicht mögen. (Kriege, Droning, Mauschelestablishment)
Trump ist eine unberechenbare Blackbox und weder charakterlich noch fachlich für den Job geeignet.
ABER! Er ist nicht der Volldepp, als den ihn gerade die dt. Medien darstellen. Ich bin gespannt, wie seine Realpolitik aussieht. Immerhin hatte er vor dem Wahlkampf noch ziemlich liberale Positionen, die man eher den Demokraten zuschreiben würde.
Seine Siegesrede wurde ja im dt. TV auf zwei Sätze zusammengestrichen:
https://www.youtube.com/watch?v=JhIv1GeGls0
Die klingt jedenfalls schon deutlich versöhnlicher als sein Wahlkampf. Und das erwarte ich auch eher.
Wenn Trump nur halb so positiv überrascht, wie Obama das im negativen Sinne getan hat, wird er ein großartiger Präsident ;-)