Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Antje Vollmer, hält ihre Partei heute für angepasst. „Ich erkenne meine Partei nicht mehr wieder. Es ist eine ganz andere Partei als früher. Professioneller, machtbewusster, angepasster“, sagte Vollmer dem „Spiegel“.
„Früher hätten die Grünen nicht leise auf eine Entscheidung der Vorsitzenden gewartet, um sie dann abzunicken“, sagte sie mit Blick auf die bevorstehende Entscheidung über die erste grüne Kanzlerkandidatur, die die Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck allein unter sich ausmachen. Die heutigen Grünenpolitiker sieht Vollmer als „Joschkas politische Kinder.“ Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer habe „aus einer quirligen, charismatischen Partei der explodierenden Egos ein machtpolitisches Instrument geformt.“ Andere Grüne verteidigten die einsame Entscheidung der Parteivorsitzenden über die K-Frage. „Es gibt überall das Vertrauen, dass es in jedem Fall eine gute Entscheidung wird“, so der hessische Landeschef der Grünen, Tarek Al-Wazir.
„Das Vertrauen ist sehr groß, dass beide es können und dass sie das gut entscheiden“, sagte auch der Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek. „Da gibt es keinen Grund, ein aufwendiges Verfahren zu konstruieren.“ „Niemand außer Joschka hatte je so viel Einfluss auf die Partei wie die beiden“, sagte die ehemalige Grünenvorsitzende Renate Künast. „Sie kontrollieren aber die Partei nicht, Kontrolle ist das falsche Wort.“ Die Grünen stünden eben vor dem nächsten Schritt: „Jetzt geht es darum, wirklich Verantwortung zu übernehmen da draußen und die große Transformation anzugehen. Wir haben eine Aufgabe, die anderen sind der Lage doch erkennbar nicht gewachsen.“