Putin in der Zwickmühle?
Der frühere Oligarch Michail Chodorkowski geht davon aus, dass sich Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem Angriff auf die Ukraine verkalkuliert hat.
London (dts Nachrichtenagentur) – „Er kann es sich nicht erlauben, diesen Krieg zu beenden, weil er weiß, dass das sein Ende wäre“, sagte er dem „Stern“. Putin sei zu Kriegsbeginn davon ausgegangen, „dass er in drei Tagen das Regime in Kiew auswechseln kann und der Westen sich mit dieser neuen Realität schnell abfindet“.
Der Westen hätte die Invasion hingenommen
Nur dem entschiedenen Widerstand der Ukrainer sei es zu verdanken, dass dieser Plan gescheitert sei. „Der Westen hätte die Invasion hingenommen.“ Nun stehe der Westen vor der Entscheidung: „Entweder ihr macht die Ukraine verteidigungsfähig, oder ihr übergebt sie Putin – und gebt ihm zu verstehen, dass er tun kann, was er will.“
Merkel dachte, sie könne Putin in Schach halten
Deutschlands Haltung zu Russland sieht Chodorkowski kritisch. Altkanzler Gerhard Schröder habe Putin und Deutschlands Interessen falsch eingeschätzt. Chodorkowski vermutet außerdem, „dass er in erheblichem Maß in Putins Schuld steht und sich verpflichtet fühlt, diese Schuld abzuarbeiten“. Angela Merkel hingegen habe Putin stets richtig beurteilt. „Ihr Fehler war nur, dass sie dachte, sie könnte Putin in Schach halten.“
Eine nüchterne und sehr treffende Analyse. Insbesondere die Tatsache, dass der Westen die Ukraine schon verloren gegeben hatte und nun der Entwicklung hinterherläuft, ist offensichtlich.
Sebastian Fiebiger
Redaktion