Essen (dts Nachrichtenagentur) – Vor der Experten- und Verbändeanhörung zur Neuregelung der Organspende im Bundestag haben sich Gesundheitsökonomen für eine Malus-Regelung ausgesprochen. „Es ist nicht einzusehen, warum Menschen, die nicht zur Organspende bereit sind, dieselben Chancen auf ein Organ haben sollen wie potenzielle Spender“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie, Robert Nuscheler, den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Mittwochsausgaben). Wer einer Spende widerspreche, werde dann, „wenn er selbst einmal ein Organ benötigt, weiter hinten auf die Warteliste gesetzt. Er muss also länger auf ein Organ warten“, erläutere der Wissenschaftler das Modell.
Eine Reihe von Experimenten von Verhaltensforschern habe ergeben, dass die Spendenbereitschaft dadurch deutlich steige. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie plädierte dafür, eine derartige Regelung mit der Widerspruchslösung zu verbinden. „So erhöht man durch die Spendebereitschaft seine Überlebenschancen, sollte man selbst ein Organ benötigen“, sagte Nuscheler den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ . Dadurch werde die Organverteilung gerechter. Schließlich seien die Verweigerer die Ursache für die Knappheit von Organen, so der Wissenschaftler weiter.
Er verwies auf ähnliche Bonus/Malus-Regelungen in Israel, Chile und Singapur. Dem Bundestag liegen zur Organspende zwei parteiübergreifende Gesetzentwürfe vor. Die Gruppe um Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plädiert für eine Widerspruchslösung, durch die jeder Mensch automatisch zum Organspender wird, solange er nicht widerspricht. Die Gruppe um die Grünen-Chefin Annalena Baerbock will die bisherige Zustimmungslösung beibehalten, aber Aufklärung und Information verbessern. Zu den Gesetzentwürfen werden an diesem Mittwoch im Bundestag Experten und Verbände angehört.