Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Lehrergewerkschaften kritisieren, dass es an den meisten Schulen nach wie vor keine Luftfilteranlagen gibt. „Eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte, müssen umgehend Luftfilteranlagen eingebaut werden“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben). Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) monierte, dass in Sachen Luftreinigungsfilter nicht viel geschehen ist.
Der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann sagte dem RND, es gebe zwar partiell Fortschritte, aber von einem breiten Erfolg könne keine Rede sein. Beckmann führt das vor allem auf komplizierte Förderverfahren und die Finanzschwäche der Kommunen zurück. „Zwar hat der Bund 80 Prozent der Förderung bereitgestellt, aber viele Kommunen hatten nicht die Kraft, die fehlenden 20 Prozent beizusteuern“, sagte Beckmann. Von daher sei häufig gar nichts geschehen. „Wir haben die Zeit nicht effektiv genutzt, und die Politik hat immer noch auf das Prinzip Hoffnung gesetzt.“ GEW-Chefin Finnern kritisierte, die bisher ergriffenen Maßnahmen seien nicht ausreichend. „Viele Schulen werden in einer Notlage, in der sie Unterstützung dringender denn je benötigen, weitgehend allein gelassen“, sagte sie. Immer mehr Schulen müssten bereits wegen Corona-Ausbrüchen schließen, in Sachsen betreffe das bereits etwa jede vierte Schule. „Wenn die Infektionslage es erfordert, kann es notwendig sein, die Weihnachtsferien vorzuziehen. Das darf aber nur eine zeitlich begrenzte, einmalige Maßnahme sein“, sagte Finnern. Ob es erneut bundesweit zu einer allgemeinen Maskenpflicht an den Schulen kommen muss, wollten Beckmann und Finnern nicht pauschal bewerten. „Das hängt sehr stark von den jeweiligen regionalen Entwicklungen ab“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Beckmann. Wenn die Entwicklung allerdings so weitergehe, werde man wohl letztlich nicht umhinkommen, die Maskenpflicht an Schulen wieder einzuführen. „Das Tragen von Masken in den Innenräumen der Schulen ist – trotz aller richtigen pädagogischen Bedenken – eine sinnvolle und wirksame Maßnahme, um Infektionen zu verhindern“, sagte auch Finnern und forderte, die Impfkampagne müsse weiter konsequent vorangetrieben werden. „Allen Lehrkräften muss spätestens sechs Monate nach ihrer Zweitimpfung schnell und unbürokratisch eine Boosterimpfung angeboten werden“, so die GEW-Chefin. Zudem müssten die 12- bis 17-Jährigen Schüler, von den viele noch nicht geimpft werden konnten, sofort stärker in den Fokus genommen werden. Im Bereich Digitalisierung haben die Schulen laut VBE einen Schritt nach vorn gemacht. „Das ist unbestritten“, sagte Beckmann. Er wies jedoch darauf hin, welche Gefahren eine großflächige Rückkehr zum Homelearning mit sich bringen würde. Damit ließen sich zwar bestimmte Lernlücken vermeiden, aber die emotionalen und sozialen Schäden, die schon in der ersten Runde der Corona-Pandemie entstanden seien, würden sich dann weiter verstärken. „Das trifft dann besonders die Kinder, die wir sowieso schon als benachteiligt wahrnehmen“, sagte der VBE-Chef. Natürlich müsse man den Gesundheitsschutz von Lehrern und Schülern im Blick haben, aber auf der anderen Seite müsse man sehen, welche Schäden bei solcherart Unterricht auch entstehen.