Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Parteienforscher Gero Neugebauer sieht den Kurswechsel von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet in der Corona-Pandemie strategisch begründet. „Armin Laschet weiß, dass es nicht klug ist, sich politisch gegen die Kanzlerin zu stellen, die in den Umfragen mit ihrer Politik trotz allem auch dauerhaft recht beliebt ist“, sagte er dem Nachrichtenportal Watson. Laschet war zuletzt von Merkel bei „Anne Will“ kritisiert worden.
„Da hat er von der Kanzlerin auf gut Deutsch ordentlich auf den Deckel gekriegt. Und Markus Söder hat der Kanzlerin anschließend in den `Tagesthemen` auch noch beigepflichtet und erklärt, man müsse die Kanzlerin in ihren Vorschlägen unterstützen“, so Neugebauer. Auch richte sich Laschet nach dem Wunsch der Bürger: „Die aktuelle Lage ist dadurch bestimmt, dass die Mehrzahl der Deutschen sich Sorgen machen wegen der Corona-Maßnahmen. Das zeigen auch die Umfragen. Viele wollen härtere Maßnahmen. So gesehen hört Laschet aktuell auf Volkes Stimme.“
In der aktuellen Krise suchten die Menschen Orientierung „und das bieten Politiker, die eine gerade Linie fahren oder zumindest ausstrahlen, dass sie sich nicht nur nach den aktuellen Umfragen richten“. Zum Einfluss von Laschets Auftritt in der Talkshow von Markus Lanz sagte Neugebauer: „Die Wahrnehmung von Politikern in den Medien ist nicht unwichtig. Strategen erklären Politikern immer wieder, dass sie in den Medien vorkommen müssen, aber auch so, wie sie gerne gesehen werden wollen. Ziel ist es, dass Medien gar nicht mehr anders über einen Politiker berichten können, als mit dem Bild, das er nach außen verbreiten will.“ Laschets Beraterkreis werde ihm wahrscheinlich nach der Sendung dazu geraten haben, ein entschlosseneres Bild von sich zu präsentieren. „Also auch eine klarere Position zu beziehen.“