„Ich finde, Angela Merkel würde sich keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn sie mal erklärt: In der Migrationsfrage habe ich nicht jeden Tag richtig gelegen“, sagte Seehofer der „Süddeutschen Zeitung“. Er habe „keine Triumphgefühle, dass jetzt sehr viel von dem getan wird, was ich schon vor Jahren gefordert habe – und dafür von einigen sogar als Rechtsextremist beschimpft wurde“. Genugtuung nach innen, die habe er aber schon.
Bedenken zur AfD und Lob für Merz
Die starken Wahlergebnisse der AfD würden auch ihm große Sorgen bereiten, sagte Seehofer. „Eine der schlimmsten Folgen von Merkels Kurs ist das gefährliche Aufblühen der AfD“, glaubt der ehemalige CSU-Chef und frühere bayerische Ministerpräsident. Er begrüßte deshalb den Kurs von CDU-Chef Friedrich Merz – und seine Ausrufung zum Kanzlerkandidaten der Union. „Der Merz versteht sein Handwerk“, findet Seehofer. „Nachdem er in der Bundespressekonferenz seinen Vorstoß zur Migrationspolitik gemacht hat, habe ich ihn angerufen und nur gesagt: `Friedrich, so führt man ein Land.`“
Gemeinsame politische Vergangenheit
Seehofer und Merkel waren zehn Jahre lang gleichzeitig Parteivorsitzende. Die beiden saßen außerdem gemeinsam im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). Und Seehofer war Minister in Merkels ersten und Merkels letzten Kabinett. Jetzt wartet Seehofer auf das Buch, das die Altkanzlerin im November veröffentlichen will – vor allem wegen der möglichen Passagen zum Streit über die Migrationspolitik. „Ich bin gespannt, wie sie diese Zeit in ihrem Buch darstellen wird“, sagte Seehofer. „Wenn sie die Dinge da falsch darstellt, müsste ich doch noch ein Buch schreiben.“
DTS Nachrichtenagentur
Seehofer hat seine Kritik an Merkels Migrationspolitik nie verhehlt und sieht sich durch die aktuellen Entwicklungen bestätigt. Seehofers Bemerkungen über die AfD und ihre starken Wahlergebnisse als Folge von Merkels Kurs sind ein Anliegen, das nicht nur von ihm, sondern auch von vielen anderen Politikern und Experten geteilt wird.
Die Ankündigung von Merkels Buch, das im November erscheinen soll, und Seehofers Drohung, ein eigenes Buch zu schreiben, wenn Merkel die Dinge falsch darstellt, lassen auf eine spannende politische Debatte hoffen.
Sebastian Fiebiger
Redaktion