In dieser Woche wird in der deutschen Politik offen über einen Euroaustritt Griechenlands debattiert. Die Kosten die dadurch für Deutschland entstünden, sind immens aber tragbar.
Berlin – Sollte Griechenland Staatsbankrott anmelden müssen, würde das Deutschland mindestens 45 Milliarden Euro kosten. Das ergeben die Berechnungen von Matthias Kullas, Ökonom beim Centrum für Europäische Politik, berichtet die „Welt“ (Dienstagsausgabe). Und diese 45 Milliarden Euro wären nur der deutsche Anteil an den bisher ausgezahlten Krediten aus dem ersten und zweiten Hilfspaket. Die Summe könnte sich noch erhöhen, wenn andere Euro-Krisenländer ihren Verpflichtungen beim Rettungsschirm nicht nachkommen können. Derweil reißt die Kritik an Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nicht ab, der erklärt hatte, ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone habe „längst seinen Schrecken verloren“.
Trittin & Gabriel: Rösler gefährdet Griechenland-Mission
Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, sagte der „Welt“: „Ich rate dazu, die Mission der Troika aus IWF, der EZB und der EU-Kommission abzuwarten, statt leichtfertig vor sich hin zu spekulieren – wie es Wirtschaftsminister Rösler tut.“ Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel nannte Spekulationen über ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone „hochgradig riskant“. Und auch der FDP-Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis übte scharfe Kritik an seinem Parteivorsitzenden. „Das Ausmaß der Unprofessionalität des Vize-Kanzlers und Wirtschaftsministers überrascht“, sagte er der „Welt“. [dts Nachrichtenagentur]
Dekabank rechnet mit 83 Milliarden
Berlin – Eine Staatspleite Griechenlands würde die deutschen Steuerzahler nach einer aktuellen Schätzung der Dekabank kurzfristig 83 Milliarden Euro kosten. „Darin enthalten sind die deutschen Anteile an den Auszahlungen aus dem ersten und zweiten Rettungspaket für Athen von bisher 15 und 22 Milliarden Euro“, sagte Dekabank-Experte Carsten Lüdemann der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe). Hinzu kämen weitere 13 Milliarden Euro an Verpflichtungen, die sich für Deutschland ergäben, weil die Europäische Zentralbank (EZB) im Pleitefall wertlose griechische Staatsanleihen in ihren Büchern stehen hätte.
Und 30 Milliarden Target-Kredite
Zudem müsse Deutschland 30 der insgesamt 106 Milliarden Euro schultern, die die griechische Notenbank über das sogenannte Target-System der europäischen Notenbanken der Bundesbank schulde. Aus den Zahlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Griechenland ergäbe sich darüber hinaus für Deutschland ein Kostenanteil von drei Milliarden Euro.
Das schreiben Andere zur Griechenland:
- WZ Newsline: Griechenland droht Staatsbankrott – Märkte in heller Aufregung
- Start Trading: Griechenland ist pleite. Das ist positiv.
- Das Marburger: Niedrige Einkommen trotz hoher Bildung in Griechenland
Es bleibt dabei. Ein Euroaustritt bzw. eine Staatspleite Griechenlands wäre für Deutschland relativ undramatisch im Vergleich zur jahrzehntelangen Bezuschussung des Landes.
Aber! Die Gefahr ist und bleibt ein Szenario, in dem weitere Krisenländer Griechenland folgen. Dann wären die Lasten aus ausgefallenen Tagetkrediten und Rettungsverbindlichkeiten so hoch, dass auch Deutschland seine Topbonität verlieren würde. Außerdem hätte des eine anhaltende Rezession in der Eurozone zur Folge.
Ich kann mir in der aktuellen Situation nicht vorstellen, dass Griechenland am Ende des Jahres noch im Euro ist. Wenn doch: Dann haben die Griechen gut gepokert. Verlieren tun dann alle anderen.