Bei Frauen wurde die Aussage demnach von 97 Prozent der Befragten bejaht, bei Männern nur von 85 Prozent.
Steigende Bedeutung von Lebensmittelinformationen
Insgesamt legen die Verbraucher dem Bericht zufolge immer mehr Wert auf Informationen über die Lebensmittel, die sie kaufen. Zum Beispiel achten fast doppelt so viele Menschen wie noch 2015 beim Einkauf auf das Tierwohllabel: Ihr Anteil hat sich von 36 Prozent auf 65 Prozent erhöht. Beim EU-Biosiegel stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 47 auf 59 Prozent. Mit 39 Prozent kaufen auch deutlich mehr Menschen „öfters“ vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten. 2020 lag dieser Wert bei 29 Prozent.
Prioritäten beim Essen
Konstant hingegen ist die Antwort auf die Frage, was den Menschen beim Essen (sehr) wichtig ist: Seit 2015 beantworten 98 oder 99 Prozent dies mit „gutem Geschmack“ (2024: 99 Prozent). Das Kriterium „gesund“ steht ebenso traditionell mit je 89 bis 92 Prozent an Platz zwei (2024: 91 Prozent).
Ernährungsgewohnheiten der Deutschen
Laut den Ergebnissen des Ernährungsreports essen 71 Prozent der Befragten mindestens einmal am Tag Obst und Gemüse, Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62 Prozent auf dem täglichen Speiseplan. Das sind vier Prozentpunkte mehr als 2023. Bei Fleisch oder Wurst gibt es mit 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen. Seit Beginn der Befragung verzehren jedoch immer weniger Menschen täglich Fleisch oder Wurst: Im Jahr 2015 waren es 34 Prozent und damit elf Prozentpunkte mehr als heute.
Einfluss des Nutri-Scores und anderer Faktoren
88 Prozent der Befragten haben den sogenannten Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Lebensmittelverpackung wahrgenommen. Bei der ersten Erhebung dieser Frage im Jahr 2021 waren es 44 Prozent. 37 Prozent geben an, dass der Nutri-Score auch die Kaufentscheidung beeinflusst. Zusätzlich zu Labeln achten die Befragten auf Saisonalität bei Obst und Gemüse (80 Prozent) und darauf, dass die Produkte aus ihrer Region kommen (77 Prozent). Auf Angebote achten 68 Prozent – das sind fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Erwartungen an die Politik
Ein Großteil der Befragten (92 Prozent) findet es sehr wichtig oder wichtig, dass die Politik für bessere Tierhaltungsbedingungen sorgt. Fast genauso viele (91 Prozent) meinen, dass in Haushalten und Betrieben weniger Lebensmittelabfälle produziert werden sollten. Den Ausbau des Ökolandbaus befürworten 88 Prozent. 42 Prozent sind der Auffassung, dass Obst und Gemüse zu teuer sind, bei Fleisch- und Wurstprodukten sind es 25 Prozent.
Özdemirs Stellungnahme
Özdemir bekräftigte bei der Vorstellung der Zahlen, dass man „echte Wahlfreiheit“ für Verbraucher beim Essen unterstütze – „und zwar anhand von validen Daten“. Ein „Kulturkampf“ um die Ernährung sei nicht nötig, so der Minister. „Idealerweise sollte Essen verbinden“, ergänzte er.
Methodik der Umfrage
Für den Ernährungsreport befragte Forsa im Mai 2024 rund 1.000 Bürger in Deutschland ab 14 Jahren
DTS Nachrichtenagentur
Der Ernährungsreport 2024 zeigt deutliche Unterschiede im Ernährungsverhalten von Frauen und Männern und bestätigt einen anhaltenden Trend zu gesundheitsbewusstem Konsum in Deutschland. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Verbraucher zunehmend Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln legen.
Bemerkenswert ist das deutlich gestiegene Interesse an vegetarischen und veganen Alternativen sowie die gestiegene Aufmerksamkeit für Siegel wie das Tierwohllabel. Dies deutet auf ein wachsendes Bewusstsein für ethische und ökologische Aspekte der Ernährung hin. Gleichzeitig bleibt der gute Geschmack das wichtigste Kriterium beim Essen, was zeigt, dass sich Genuss und Gesundheit nicht ausschließen müssen.
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Bezug auf gesunde Ernährung werfen Fragen auf und könnten Ansatzpunkte für gezieltere Aufklärungskampagnen bieten. Bemerkenswert ist auch die hohe Akzeptanz des Nutri-Scores, was die Bedeutung einer verständlichen Nährwertkennzeichnung unterstreicht.
Die Ergebnisse spiegeln einen gesellschaftlichen Wandel wider, in dem Ernährung zunehmend als Schlüssel zu Gesundheit und Nachhaltigkeit verstanden wird. Gleichzeitig zeigen sie, dass Verbraucher von der Politik Unterstützung bei Themen wie Tierwohl und Lebensmittelverschwendung erwarten.
Insgesamt liefert der Bericht wertvolle Erkenntnisse für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und unterstreicht die Notwendigkeit, das Thema Ernährung ganzheitlich und differenziert zu betrachten.
Sebastian Fiebiger
Redaktion