Berlin (dts Nachrichtenagentur) – 21 Prozent aller Wahlberechtigten halten Parteichef Sigmar Gabriel laut einer Forsa-Umfrage für den „Stern“ für den am besten geeigneten Kanzlerkandidaten der SPD. Damit rangiert Gabriel noch vor EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (17 Prozent) und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (13 Prozent). Nur sieben Prozent sprechen sich für Familienministerin Manuela Schwesig aus.
Auch die Anhänger der SPD favorisieren Gabriel (39 Prozent) mit weitem Abstand vor Schulz (19 Prozent) und Scholz (16 Prozent). Insgesamt 23 Prozent halten keinen der genannten Politiker für geeignet, 19 Prozent haben dazu keine Meinung. Nur 14 Prozent der Befragten geben an, dass die SPD ihre persönlichen Interessen am besten vertritt, während das 32 Prozent von der Union behaupten. Trotzdem glaubt eine Mehrheit von knapp zwei Dritteln der Wahlberechtigten (63 Prozent) noch an eine politische Zukunft der SPD. Nur eine Minderheit von 29 Prozent meint, dass der Partei die politische Bedeutungslosigkeit droht – darunter mehrheitlich (70 Prozent) lediglich die Anhänger der AfD.
63 Prozent würden es auch bedauern, wenn es die SPD nicht mehr gäbe – die 18- bis 29-Jährigen am wenigsten (46 Prozent), die über 59-Jährigen am meisten (70 Prozent). Immerhin 35 Prozent wäre das aber egal – darunter wieder mehrheitlich nur die AfD-Sympathisanten mit 86 Prozent. Nicht trotz, sondern wegen des Mindestlohns, der Rente mit 63 oder der Einschränkung von Leiharbeit habe die SPD die Gunst so vieler früherer Wähler verloren, kommentiert Forsa-Chef Manfred Güllner im „Stern“. „Das alles hält zwar eine Mehrheit prinzipiell für richtig – doch wirklich wichtig ist es nur für Minderheiten.“
Die „arbeitende Klasse“ aber, noch immer die Mehrheit der Gesellschaft, fühle sich von der gegenwärtigen SPD nicht mehr vertreten, so Güllner. „Nicht der `Wut`, wie Parteichef Gabriel meint, muss die SPD eine Stimme geben, sondern den vielen Menschen aus der politischen und gesellschaftlichen Mitte, die die SPD gern wieder wählen würden – immerhin über 70 Prozent der knapp acht Millionen SPD-Abwanderer seit 2005.“