Foto: Corona-Testzentrum, über dts Nachrichtenagentur
München (dts Nachrichtenagentur) – Ulrike Protzer, Helmholtz-Virologin und Direktorin des Instituts für Virologe an der TU München, hat sich für eine umgekehrte Strategie der Nachverfolgung von Corona-Infektionen ausgesprochen. Sie halte die Strategie Isolierung von Clustern nach japanischem Vorbild für sehr vernünftig, da so Zeit gespart werden könne, sagte Protzer den Fernsehsendern RTL und n-tv. „Wir müssen da im Herbst wirklich umdenken und müssen, um schnell zu sein, alle möglichen Kontaktpersonen erstmal isolieren, dann testen.“
Mit der derzeitigen Strategie der Nachverfolgung einzelner Fälle vergehe viel Zeit, bis Infizierte in die Quarantäne geschickt würden, sagte die Virologin. Im Fall einer Infektion dauere es zuerst ein, zwei Tage bis Kontaktpersonen gefunden und getestet würden, dann vergingen weitere zwei Tage, bis das Ergebnis vorliege. „Da ist einfach viel Zeit, wo ich schon unbemerkt andere angesteckt haben kann“, sagte die Virologin. Die Isolierung nach Clustern bedeute, dass im Infektionsfall alle Kontaktpersonen in eine sofortige Quarantäne geschickt werden. Erst danach werde getestet und über weitere Maßnahmen entschieden. Zudem könne man auch grundsätzlich darüber nachdenken, die Zeit der Quarantäne zu verkürzen. „Nach allem, was wir wissen, ist man eigentlich nach sieben Tagen nicht mehr wirklich ansteckend“, sagte Protzer. Auch an dem Punkt könne man die Strategie ändern. Derzeit liegt die vom Robert-Koch-Institut empfohlene Quarantänezeit bei 14 Tagen.