Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Angesicht anhaltender Widerstände in der SPD gegen eine erneute Regierungsbeteiligung hat der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi an das historische Verantwortungsbewusstsein der Sozialdemokraten appelliert.
„Jusos und andere GroKo-Gegner sollten mehr Geschichte und weniger Facebook lesen“, schreibt der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“ (Freitagsausgabe). Dohnanyi beklagt, dass im Bundestag „gegenwärtig vier Parteien vertreten“ seien, „die mehr oder weniger nur unter ihren eigenen Bedingungen bereit sind, Regierungsverantwortung zu übernehmen: AfD, Linke, FDP und – wenn es denn nicht gelingt, den zentralen Wünschen der SPD zu entsprechen – auch die SPD“.
Zwar sei die Berliner Republik von Weimarer Verhältnissen noch weit entfernt, aber die Warnzeichen würden immer deutlicher. „Wenn heute die Fundamente der Demokratie ohnehin zu bröckeln beginnen und das Viel-Parteien-System zunimmt, dann wird kaum eine demokratische Tugend wichtiger werden, als in Kompromissbereitschaft zu regieren“, mahnte Dohnanyi. Den Ausstieg der FDP aus den Jamaika-Sondierungen kritisiert Dohnanyi scharf. Der Ratschlag, mehr Geschichte und weniger Facebook zu lesen, „gilt auch für den vorlauten Christian Lindner“.