Berlin – Die Europäische Zentralbank (EZB), die Regierungschefs von Deutschland und Frankreich sowie die Finanzindustrie haben sich auf ein gemeinsames Vorgehen beim zweiten Rettungspaket für Griechenland geeinigt.
Wie die Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagausgabe) aus Finanzkreisen erfuhr, sei nun auch die EZB bereit, eine Beteiligung privater Gläubiger unter bestimmten Bedingungen zu akzeptieren. Das Modell, unter dem die Notenbank bereit ist, die Maßnahme nicht zu torpedieren, sieht unter anderem den Tausch griechischer Anleihen in Bonds mit längerer Laufzeit und niedrigem Zins vor.
Die konkreten Verhandlungen laufen derzeit noch in Brüssel. Bislang war die EZB gegen jede Form der Gläubigerbeteiligung. In Nacht zum Donnerstag hat EZB-Präsident Jean-Claude Trichet aber am Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem französischen Kollegen Nicolas Sarkozy in Berlin teilgenommen. Offenbar haben die beiden Politiker den Notenbank-Präsidenten von ihrer Linie überzeugt. Nach Informationen der „Welt“ kann die EZB dieser Vereinbarung zustimmen, weil die neuen Bonds eine Garantie erhalten sollen, womit sie faktisch sicherer sind als die alten, derzeit noch laufenden griechischen Staatsanleihen. Gleichzeitig dürfte sich der technische Default auf einen Tag begrenzen lassen.
Eine Besteuerung der europäischen Banken wäre damit vom Tisch. Für den Anleihetausch gibt es zwei Modelle, aus denen die Kreditinstitute wählen können sollen. Modell eins entspräche weitgehend einer Art Versicherungslösung, wie sie Allianz-Vorstand Paul Achleitner vorgeschlagen hat. Sie sieht vor, dass bei einem Zahlungsausfall der neuen Anleihen, die ersten 10 Prozent an Verlusten von den privaten Investoren getragen würden, die nächsten 40 Prozent übernähmen die EU-Staaten, die restlichen 50 Prozent sollen wieder auf die Kappe der privaten Gläubiger gehen.
Option zwei entspricht in weitem Teilen dem französischen Modell mit einer Absicherung über erstklassige Null-Coupon-Anleihen. Die Laufzeit der neuen Anleihen läge bei 30 Jahren. In beiden Fällen soll die Entlastung Athens um die 20 Prozent des Anleihevolumens liegen. Griechenlands Banken müssten damit vermutlich nicht rekapitalisiert werden. Sollte es zu einem „Selective Default“, einem zeitweisen Zahlungsausfall kommen, läge der vermutlich nur bei zwölf Stunden, glauben Kenner der Lösung. [dts Nachrichtenagentur]