Kommentar von Ralf Michel / Weser-Kurier
Bremen (ots) – Die Flüchtlingsdebatte in Deutschland ist endgültig da angekommen, wo in diesem Land immer alles endet – bei der Frage, wie man damit Geld verdienen kann. Investoren, Vermieter (auch private), Makler – sie alle haben die Unterbringung von Flüchtlingen als lukratives Geschäftsmodell entdeckt. Zu verlockend ist die Aussicht, Profit aus der Notsituation der Städte und Gemeinden schlagen zu können, die händeringend nach Unterkünften suchen. Und so werden leer stehende Häuser, Wohnungen oder auch Hotels mehr schlecht als recht hergerichtet und dann völlig überteuert angeboten.
„Schäbig“ nennen das die einen …
… „Marktwirtschaft“ die anderen – so läuft das halt mit Angebot und Nachfrage. Das eigentlich Bittere daran: Es scheint keinen Ausweg aus dieser Misere zu geben. Dass es Menschen gibt, die von der Not anderer profitieren, ist nicht neu. Warum also sollte es bei dem derzeitigen Flüchtlingsansturm anders sein? Sich darüber zu entrüsten, bringt nichts. Besser wäre, zu schauen, ob man nicht selbst irgendwo ungenutzte Räume hat, die zur Unterbringung von Flüchtlingen geeignet wären. Auch kleine Lösungen sind gefragt. Aber zu fairen Preisen.
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Das Problem ist alles andere als trivial. Die Unterbringung von Flüchtlingen bleibt eine Aufgabe mit großen Herausforderungen. Auf der einen Seite muss man die Integration fördern und eine Ghettoisierung vermeiden. Auf der anderen Seite sind die Wohnungsmärkte in den integrationsfreudlichen Großstädten ohnehin angespannt. Was bleibt, ist die „Flucht“ in die strukturschwache Provinz. Aber gerade da wächst der Widerstand gegen Flüchtlingsunterkünfte.
Man wird nicht umhin kommen – jenseits einer langfristigen Integrationsstrategie – kurzfristige Lösungen zu suchen, die eine „Turbointegration“ möglich machen. Allein für 2015 rechnet die Bundesregierung mit 650.000 – 750.000 neuen Asylbewerbern.
Quelle: Presseportal / Weser-Kurier