Ankara (dts Nachrichtenagentur) – Die türkische Armee ist am Mittwoch nach umfangreichen Luftangriffen auf syrisches Gebiet vorgedrungen. Dutzende Panzer seien nahe der Grenzstadt Dscharabulus, die von der radikal-sunnitischen Miliz „Islamischer Staat“ gehalten wird, auf syrischem Territorium im Einsatz, berichtet die Nachrichtenagentur „AFP“. Zuvor waren nach türkischen Militärberichten 63 Ziele in der Umgebung der Stadt von Luft- und Artillerieschlägen getroffen worden.
Türkische Spezialeinheiten in Dscharabulus
Zudem seien Spezialeinheiten in der Gegend um die Grenzstadt aktiv. Es sei das „legitime Recht“ der Türkei, die Grenze von der terroristischen Bedrohung zu säubern, sagte Innenminister Efkan Ala im Fernsehen. Unklar war zunächst, ob die türkischen Streitkräfte in der Region verbleiben wollen und ob die Offensive auf Dscharabulus begrenzt bleibt.
Türkische Grenzstadt nach IS-Angriffen evakuiert
Die Dscharabulus auf türkischer Seite gegenüberliegende Stadt Karkamis wurde evakuiert. Ziel der Offensive sei es, die türkische Grenze von der Terrorgruppe zu befreien, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Dem vorausgegangen waren mehrere Mörserangriffe aus der Region auf besiedelte türkische Gebiete und ein schwerer Anschlag auf eine Hochzeitsgesellschaft in Gaziantep. Dieser wird dem IS zugeschrieben.
Donnerstag, 25. August 2016
09:51
Die Türkei hat ihre Präsenz in Syrien verstärkt und weitere Panzer auf syrisches Territorium vorrücken lassen. Der Angriff auf Dscharablus wurde gestern von syrischen Rebellen unterstützt.
Internationale Beobachter gehen jedoch weiterhin davon aus, dass die Türkei – neben der Zerschlagung des IS im türkisch-syrischen Grenzgebiet – vor allem ein Zurückdrängen der syrischen Kurdenmiliz YPG auf der Agenda hat.
11:17
Erste Stadt erobert: Die türkische Armee hat die syrische Grenzstadt Dscharabulus erobert. Der Ort war zuvor von Kämpfern der radikal-sunnitischen Miliz „Islamischer Staat“ gehalten worden. Nach umfangreichen Luft- und Artillerieangriffen waren starke Kräfte gestern in die Stadt eingerückt.
Freie Syrische Armee übernimmt, Assad protestiert: Zunächst wird die „Freie Syrische Armee“, gegen den syrischen Präsidenten Assad verbündete Rebellen, die Kontrolle über die Stadt ausüben, sagte der türkische Präsident Erdogan am Donnerstag. Die Türkei hatte ihren Einmarsch auf syrisches Territorium damit begründet, die Grenzregion von terroristischen Kräften säubern zu wollen. Die syrische Regierung in Damaskus protestierte scharf gegen die Militärintervention.
Freitag, 26. August 2016
14:38
Türkei greift Kurden an: Türkische Streitkräfte haben heute Stellungen der syrischen Kurdenmiliz YPG mit dem Ziel angegriffen, sie an das Ostufer des Flusses Euphrat zurückzudrängen. Die YPG hatte zuvor ein türkisches Ultimatum ungenutzt verstreichen lassen. US-Offizielle dementieren das. Die YPG hätte sich zurückgezogen. Es seien nur vereinzelte Kräfte zurückgeblieben, um Minen und Sprengfallen zu beseitigen. Der Westen unterstützt die YPG und deren Verbündete im Kampf gegen den IS.
Sonntag, 28. August 2016
13:51
35 Zivilisten sterben: Die Kampfhandlungen in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien setzen sich fort. Türkische Streitkräfte gehen dabei vor allem gegen syrische Kurden vor, die bislang von den USA unterstützt wurden. Die Türkei fürchtet, an ihrer Grenze könne ein neuer Kurdenstaat entstehen, was sie unbedingt verhindern will. Laut Berichten aus der Region wurden in den letzten Tagen mindestens 35 Zivilisten durch türkische Angriffe getötet.
Montag, 29. August 2016
15:05
Türken rücken weiter vor: Die türkischen Streitkräfte können in Nordsyrien weitere Geländegewinne verzeichnen. Die syrische Kurdenmiliz YPG wurde mit Kampfjets und Artillerie angegriffen. Die Türken haben angekündigt, weiter vorrücken zu wollen und weitere Städte anzugreifen, die von der YPG gehalten und zuvor vom IS zurückerobert wurden.
Kommentar:
Die türkische Armee reagiert damit auf Beschuss türkischen Gebiets in den vergangenen Tagen. Die Intervention der türkischen Streitkräfte ist offenbar mit der US-geführten Koalition abgesprochen. Das ist die gute Nachricht.
Die Türkei hat eigene Interessen
Weniger gut ist die Tatsache, dass offenbar erneut auch die syrischen Kurden angegriffen werden, die sich bislang als verlässlicher Partner des Westens im Kampf gegen den IS erwiesen haben. Mit der Türkei tritt eine weitere Partei in den Krieg ein, die ganz eigene Interessen hat. Das verkompliziert den Konflikt.
Außerdem könnte die Türkei als NATO-Staat mit ihrem Engagement und den daraus resultierenden Folgen auch für Deutschland umfangreiche Bündnis-Verpflichtungen auslösen.
Die Entwicklungen der letzten Zeit haben eine Mitgliedschaft der Tuerkei in der EU unwahrscheinlich und wenig wuenschenswert gemacht. Der saekulare Staat Kemal Pashas scheint in Gefahr, von einer nicht ganz kosheren Radikalisierung des Islam uebernommen zu werden – wobei auch einige offensichtliche Kollaborationen mit ISIL (wie z.B. Oelhandel aus IS besetzten Gebieten, sowie Logistik ueber tuerkisches Gebiet) einiges zu denken geben. Dabei liegt auch der Verdacht einer Anti-Shia-Verbindung mit Saudi-Arabien nahe, und Herrn Erdogans Aufstieg zum Quasi-Sultan ist gleichfalls sehr bedenklich.
Die besagt Kollaboration mit ISIL macht die offizielle „Erklärung“ des Einmarschs in Syrien auch sehr viel weniger glaubwürdig: Das Hauptziel war, wie auch Herr Biden bei seinem Besuch bei Erdogan klarmachte: Den kurdischen Landgewinn gegen ISIL einzudämmen. Biden sprach von einer Demarkationlinie am Euphrat. Das ist kein türkischer Einsatz gegen ISIL, sondern deren Schutz im Bereich der türkischen Grenze, woher ja auch ihre logistische Versorgung kommt – wie auch die der offiziellen „gemäßigten“ Hillary-Freunde.
Was dahinter steht, ist ein US-Vergebungseinschleichen bei Erdogan, das ihm volle Freiheit für alles gibt. Die Unterstützung der Kurden war ja nur insoweit von US Interesse, als es sie von Allianz mit Assad fernhielt – der sich auch etwas schwer täte mit einer autonomen kurdischen Region – es aber wohl annehmen müsste aufgrund eigener strategischer Notwendigkeit und russischen Drucks. Der US Partnerwechsel wird das Einverständnis sicher voranbringen.
Im Zusammenhag mit den immer staerker hervorkommenden tuerkischen Regional-interessen wird selbst die NATO-Mitgliedschaft fragwuerdig: fuer Europa, seit dem Wegfall des alten Kalten-Krieg-„Feindes“ Sovietunion, ohnehin hinfaellig, wird selbst die Verlaesslichkeit fuer die ueblichen US-Manipulationen fraglich – Washington ist selbst viel zu viel in Kriege und Buergerkriege hineinmanipuliert worden, weil andere dort unten (vor allem in der Wueste) sie fuer ihre eigenen Spiuelchen benutzt haben – und das geht von Iraq bis nach Libyen und Syrien.
Was die Türkei angeht, und die angebliche „Rechtlichkeit“ ihrer invasion, so kann von der letzteren keine Rede sein: Wie auch die Gegenwart in Syrien von US-Truppen und Trainern von Untergrundtruppen (wenn auch mit kläglichen Resultaten), ist der türkische Einmarsch ein Akt des Krieges, ein Verbrechen nach Internationalem Recht.
Dabei ist aber Erdogan die Unterstützung der USA wichtig, da diese sich ohnehin nie um Recht oder Gesetz kümmern.
Die Frage ist natürlich: Wollen USA und Türkei wirklich ISIL schwächen? Die Antwort ist ein klares „Nein“! Denn ohne Isil auf einer Seite, könnte die syrische Armee sich auf Terroristenherde von Al Nusra (nahe Damaskus) und andere (in Aleppo) konzentrieren. Bislang hat der Zweifrontenkrieg eine Lösung verhindert, was Obama -und besonders auch Hillary Clinton- ganz bestimmt nicht sehen wollen, bestimmt nicht vor den Wahlen!
> Wollen USA und Türkei wirklich ISIL schwächen?
Ich denke, die Antwort ist : ja.
Aber sie wollen den IS nicht vernichten. Weil es an einem Konzept für ein Nachkriegs-Syrien fehlt, hält man lieber den Status Quo. So richtig etwas zu gewinnen, gibt es – aus Sicht der USA – im Moment nicht.
Gewinnen die Rebellen, entsteht ein weiterer islamischer Staat. Gewinnt Assad, können die Russen ihre Position in der Region stärken. Gewinnt der IS, ist die ganze Region bedroht.
Ich denke, einige US-Strategen betrachten das fortgesetzte Gemetzel inzwischen als quasi-stabilen Zustand.
Für den Außenstehenden schlecht Informierten, ist es unmöglich, beurteilen zu können, was dort abläuft. Fest steht jedenfalls, das sich Herr Erdogan, nicht entblödet hat, ein Land anzugreifen. Das ist in den NATO-Verträgen, nicht vorgesehen, das ein Schützling ein anderes Land angreift. Und wenn, wie die USA, kann das Land sich nicht auf den Beistand der Anderen verlassen, bzw. ihn einfordern.
In erster Linie geht es Herrn Erdogan um die Kurden. Es ist offensichtlich und wird auch überall gemutmaßt. Das Syrisch-Kurdische Gebiet, hat nämlich genau an der Stelle, wo Herr Erdogan hat einmarschieren lassen, eine kilometerlange Unterbrechung. Ginge es Herrn E. nur um die IS, gäbe es auch andere Grenzabschnitte, wo er einmarschieren hätte lassen können. Den Mann, packt einfach nur noch der Wahnsinn. Die Art, wie er mit den Kurden umgeht, auch in seinem eigenen Land, zeigt, das er vor nichts zurückschreckt.
Dabei sollte sich jeder darüber im Klaren sein, das die Kurden für die Türkei, für uns, die Türken in Deutschland, nämlich die „Kurden“ der Deutschen sind. Wir können ja Herrn Erdogan mal fragen, was er davon hielte, wenn wir die Türken in Deutschland, genauso behandeln würden, wie er mit den Kurden umgeht?
Noch problematischer wird es, wenn in Deutschland mal eine Situation entsteht, wo die Türken stärker werden als Deutsche. (z.B., wenn die Türken weiterhin soviele Kinder bekommen, wie bisher) Dann werden wir Deutschen, die „Kurden“ der Türken. Tolle Aussichten!
Man sollte Herrn Erdogan klar machen, das er gerne dabei helfen kann, den IS zu besiegen. Das er aber unverzüglich wieder zu verschwinden hätte, wenn in dem Gebiet, die Bevölkerung, am besten in freien Wahlen, entschieden hat, wie sie zukünftig dieses Gebiet gestalten will.
Nur gerade mein letztes an BBC, Synews, Guardian, NYT usw:
Lovely news for candidate Hillary: Turkish troops unvade Syria (by any rule of International War, an ACT OF WAR but, of course, supported by a famous Nobel Peace Laureate in Washington)just for the purpose of rescuing the poor ISIL chaps from the wild beastly Kurdish mlitias who are just clearing up the area along the Turkish border, through which these „moderate“ ISIL rebels did their trading in oil and weapons with Turkey.
Obviously, it wouldnot be good for „free trade“ to interrupt such unholy contacts, as Mr. Biden happily agrees: „These Kurds must not go beyond Euphrates, or else…!“
These Kurds had, actually gone beyond Euphrates and liberated the town of Majib from the Saudi and Hillary supported Sunni ISIL tyrants – but, obviosly, that’s not good – not for Turkey’s old friends and business partners.
Turkey has no business there anyway – no legal business, that is: Those Kurds are Syrians fighting on Syrian territory against enemies of the Syrian state and people (no matter who paid ad armed them). They are NOT on Turkish ground, and are not a threat to Turkey!
If some Kurds who are Turkish citizens (or an oppressed minority in Turkey) have done some rebellious acts in Turkey, after the long truce between them and the Turkish state broke down – that is an internal matter for Turkey! It does notjustify an invasion into a neighboring country, even if one would like to arrange a little „regime change“ there in favor of some friends, in Washington, Riyadh, or Tel Aviv.