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 Forum Index —› Deutschland —› Katastrophe in Weimar: Anna-Amalia-Bibliothek schwer beschädigt
 


Autor Mitteilung
Cuypers
Mitglied

Beiträge: 110


 

Gesendet: 17:44 - 05.09.2004

@Anti
Ich sehe das ganz genaus so. In Deutschland werden Fussballstadien, Musical-Theater und Freizeitparks in Millardenenhöhe subventioniert, aber für die Wiege der Deutschen Klassik war in 14 Jahren kein Cent da. Einfach unfasslich. Oder nehmt nurmal die EXPO! Sie sollte Deutschlands Image in der Welt verbessern. Fakt ist aber: Kein Schwein auf dieser Erde weiss noch irgend etwas über diese Veranstaltung. Selbst als sie noch lief, hat sich kaum einer Gedanken darüber gemacht.
Und diese tolle Imagekampagne hat sage und schreibe 3,6 Millareden Dm Fördergelder erhalten und trotzdem 400Millionen DM Verlust gemacht. Stellt euch nurmal vor wieviel Kirchen, Schlösser, Bürgerhäuser und Bibliotheken hätte man damit rekonstruieren oder sanieren können!!!
Oder man hätte mit dem Geld in den 90ern das Stadtschloss rekonstruieren sollen! Wenn dieses dann jedes Jahr von Scharen von Touristen besucht würde, dann könnte man von nachhaltiger Imagekampagne reden.

Zum Thema Beutekunst.
Fakt ist, Deutschland hat greade einmal 2% der geraubten Kunst von Polen und Russland zurück erhalten. Das meißte wurde an die DDR ausgeliefert. Nach der Wende kam eigentlich so gut wie gar nichts mehr.
Hier mal ein Staatsbesuch mit 10 Gemälden un 5 Schriften als "Geschenk",dann 2 Jahre Pause, dann mal 5 Gemälde an eine Kunsthalle usw..
Wen das Tempo der Rückführung, wie es in den letzten 15 Jahren war, anhalten würde, würde es laut Statistik an die 4000 - 6000 Jahre dauern bis das letzte Kunstwerk in Deutschland ist. Gott sei dank haben Länder wie Armenien, Georgien und die Baltischen Staaten so gut wie alles zurück geführt.
Aber, bei all deinem Optimismus, für Russland und Polen sehe ich schwarz. Beide Länder haben per Gesetz festgelegt, dass die Werke ihr Eigentum sind. Das Völkerrecht hat in Osteuropa eh den Stellenwert einer Rolle Toielettenpapier. Und der dumpfe polnisch-russische Nationalismus, verbietet den Ländern die Rückgabe. Ich rechne jedenfalls nicht mit einer Lösung in den nächsten Jahrzehnten. Wir haben ihnen Kirchen, Schlösser, ganze Viertel und das Bernsteinzimmer rekonstruiert, aber denoch nichts erhalten.

Desweiteren muss man bedenken, dass die Kunstwerke in Archiven in ganz Russland verstreut waren.(Alleine im kleinen Kaukasus-Land Georgien 100.000 Bücher)
Ein russischer Polizist verdient circa 60,--€ im Monat, ein Museumsangestellter und Zöllner wohl noch weniger. Was glaubst du wohl, wieviel von dem Beuteschatz, insb. Anfang der 90er, an Auktionshäuser und Privatsammler-Händler in Europa, USA und vor allem Japan gegangen ist?

Die ganze Thematik macht einen einfach wahnsinnig.
Andre
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 20:03 - 05.09.2004

vor allen Dingen sollten deutsche Politiker aufhören sich immer un immer wieder bei Polen oder Tschechen zu entschuldigen und auf den Knien rumzurutschen. Die Benesch Dekrete sind immer noch in Kraft, obwohl Tschechien in der EU ist. Ganz schön erbärmlich
Booni
Mitglied

Beiträge: 190


 

Gesendet: 00:16 - 06.09.2004

Oh Gott - das mit dem Brand hab ich noch gar nicht mitgekriegt.

Ihr habt aber eigentlich schon alles gesagt, ich bete auch nur noch für eine 1:1-Reko und dass man noch retetn kann, was zu retten ist
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 01:56 - 06.09.2004

Cuypers, ich stimme dir größtenteils zu, das ist wirklich schlimm mit der Beutekunst. Aber ich lehne einen dumpfen NAtionalismus ab, egal ob er von den Polen /Russen kommt, oder von uns selber. Lasst uns bitte nicht vergessen, dass wir uns die ganzen Themen wie Reko, Beutekunst etc schenken könnten - wäre nämlich alles noch da, und unsere Städte wären unzerstört - wenn nicht der Nationalismus uns in den Abgrund getrieben hätte. Ich finde es völlig in Ordnung, dass wir den Russen das Bernsteinzimmer rekonstruiert haben - denn wer hat es gestohlen? Das waren doch wohl wir. Die Russen haben kein Recht, die Deutsche Beutekunst zu behalten. Aber ich muss gestehen, wenn ich mir vor Augen führe, was die Deutschen in Russland gemacht hatten, dann schäme ich mich. Das Bernsteinzimmer wurde ja entführt, lagerte irgendwo in Ostpreussen, und ist verschollen.

Ich lehne Zerstörung von Kulturgütern (inklusive Massenmorden und Krieg etc.) vollkommen ab, und zwar völlig gleichgültig, in wessen Namen es geschieht.

@André
Dass die Benesch-Dekrete noch in Kraft sind, find ich auch skandalös. Aber die Tschechen sträuben sich wohl weniger aus STolz dagegen, sie aufzuheben: Ich vermute, die Tschechen wissen genau, dass wenn sie sie aufheben, dies Tür und Tor öffnet für hunderttausende von Klagen der Sudetendeutschen vor dem Europäischen Gerichtshof. Generell finde ich, die Deutschen haben sich nun lange Zeit ihrer Geschichte gestellt, und es würde auch Polen und Tschechen nichts schaden, ihre eigenen Schandflecke der Geschichte offiziell zuzugeben.

Die Stadt Brünn (Bekannt durch den Todesmarsch 1945) hat sich übrigens vor kurzem offiziell bei allen ehemaligen Brünnern für die Vertreibung entschuldigt und ihr Bedauern ausgedrückt. Es wäre sicher kein Fehler, Wenn mehr Städte diesem Beispiel folgten.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 04:04 - 06.09.2004

"Ich finde es völlig in Ordnung, dass wir den Russen das Bernsteinzimmer rekonstruiert haben - denn wer hat es gestohlen?"

aha, und wer hat es ihnen überhaupt erstmal geschenkt?

"Lasst uns bitte nicht vergessen, dass wir uns die ganzen Themen wie Reko, Beutekunst etc schenken könnten - wäre nämlich alles noch da, und unsere Städte wären unzerstört - wenn nicht der Nationalismus uns in den Abgrund getrieben hätte."

pah!
ich kann dafür nichts und die kunst kann auch nichts dafür.
irgendwelche schuldzuweisungen a la "deutschland hat den krieg begonnen, deshalb sind sie auch für alle folgen auf ewig verantwortlich" akzeptiere ich grundsätzlch nicht.
krieg ist krieg und schnaps ist schnaps.
deutsche kunst gehört nach deutschland - kompromisse kenne ich da keine. punkt.


Andre
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 18:38 - 06.09.2004

@Antiguitus: ganz recht. Teile von den Werken Mozrats gehören nicht nach Krakau, sondern nach Deutschland bzw. in den deutschsprachigen Raum.
Die deutsche Bank hatt bis vor dem WK2 eine berühmte Münzsammlung. Die ist nun leider immer noch in den USA.
ISt auch ein Skandal. Genauso wie der Domschatz von Quedlinburg erst zurückgekauft werden musste, bzw. an irgendeinen NAchfahren eines diebischen GIs ein "Finderlohn" gezahlt wurde.
Komisch finde ich es auch das im ehelmaligen Ostpreussen Kirchen und Schlösser mit deustchen Geldern wiederaufgebaut werden, obwohl sie nicht von Deutschen sondern von Russen zerstört wurden. Dagegen siechen in MePo und anderwo Kirchen und Schlösser dahin.
Da sollte mal ein Umdenken einsetzen, solange die Regierung dieser Staaten ihre Haltung zu Beutekunst und Flucht und Vertreibung nicht ändert, würde ich da als allererstes die finanzielle Hilfe lappen. Ich meine Deutschland hat in Bezug auf Wiedergutmachung und EU-OSterweiterung schon genug guten Willen gezeigt.
Andre
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 18:46 - 06.09.2004

noch was zum Bernsteinzimmer: soweit ich weiss wird die Rekonstruktion des Bernsteinzimmers zu großen Teilen von einem deustchen Konzern finanziert (ich meine die RWE). Wie wäre es wenn der Konzern sein Image mal in Deutschland aufpoliert und ein zweites Bernsetinzimmer für das rekonstruierte Berliner Schloss bestellt. So würde die hochqualifizeriten Handwerker in St. Petersburg ihren Arbeistplatz behalten
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 18:51 - 06.09.2004

Sind die Mozart-Autographe wirklich in Krakau oder Breslau schlechter zu Hause als in Berlin. Geschrieben wurden sie jedenfalls in keiner der drei genannten Städte, sondern in Wien!
Booni
Mitglied

Beiträge: 190


 

Gesendet: 18:59 - 06.09.2004

aha, und wer hat es ihnen überhaupt erstmal geschenkt?

Es gibt so'n schönen Satz, der heißt "Geschenkt ist geschenkt und wiederholen ist gestohlen".

Ich finde es auch gut, dass wir es den Russen rekonstruiert haben! Und generell bin ich sehr, sehr froh über das momentane Verhältnis Deutschlands und Rußlands miteinander. Und ich denke, auch das mit den Kunstschätzen wird sich irgendwie regeln lassen...


Die Frage ist nur - hätte Deutschland seine Beutekunst auch zurückgegeben, wenn es den 2. WK gewonnen hätte? Ich denke nicht und daher kann ich die Seite der anderen auch ein wenig verstehen...

Aber momentan hat Russland ganz andere Probleme bei denen wir ihnen besser helfen sollten....
Andre
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 19:19 - 06.09.2004

@Hans-Dominik Schwabl:
Ich habe nix von drei Städten geschreiben, sondern vom deutschrachigen Raum. Wenn du dich im deutschrachigen Raum ein wenig auskennst, dann wüsstest du vielleicht das Wien auch dazugehört. Ausserdem ist nicht entscheidend wo sie geschrieben wurden, sondern unter welchen Umständen sie woanders hingelangten. Wenn Mozart zu Lebzeiten seine Werke der Stadt Krakau geschenkt hätte, wäre der Verbleib in Krakau ja auch kein Thema.
@ Booni: Wir haben auch selbts einige Probleme die wir hier zu lösen haben. Man betrachte wie schon gesagt die Situation der Baudenkmäler in MePo oder unseren Arbeistmarkt. Alles sollte in einem Rahmen des "Gebens und Nehmens" stattfinden.

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