Werden die zum Betrügen hergestellt?

Hallo

Ich bin mehr zufällig im Usenet auf diese "Kameras" von Canomatic aufmerksam geworden. Nachdem ich diese Seiten hier, das Forum und andere Materialien studiert habe, bleibt doch eine Frage offen, für die ich keine Antwort finden kann:

Werden diese Apparate hergestellt, um zu betrügen? Oder sind es vielleicht für den chinesischen Markt, der möglicherweise extrem anspruchslos ist, hergestellte Dinger, wo irgendeiner mal auf die grandiose Idee kam, die zu exportieren?
Oder sollte es gar ursprünglich Kinderspielzeug werden, und der Hinweis darauf ist irgendwie "verschütt" gegangen?

Wer weiss es? Bitte sagen.

Danke,
Thomas

MadMike
Moderator

Beiträge: 283

- Schriftzug, der an CANON erinnern soll
- Beipackzettel, auf denen ein Neupreis von 1500 Euro angegeben wird
- verbauter Bleiklumpen, um das Gewicht künstlich zu erhöhen
- falsche technische Angaben
- billigste Bauweise
- "Verkaufspersonal" östlicher oder südlicher Länder auf Autobahn-Raststätten

Hmmm... Ja, in der Tat, ich würde sagen, das Ding (und seine vielen Brüderchen) wurde gebaut, um zu betrügen.

Klein Rolfi
Moderator

Beiträge: 272

@Thomas + MadMike: da habt ihr vermutlich beide recht... die dinger werden von der firma ouyama.com hergestellt und vermutlich wirklich für den asiatischen markt. aber, und jetzt kommt madmike ins spiel... durch umfriemeln zu canon-verschnitten (canomatic ist ein canon-modell aus den 60er und 70er jahren) und drucken von fast komplett erfundenen prospekten (uvp's von1595dm bzw 799euro,nicht vorhandenes aber beworbenes zoom etc) wurde es kriminell. die dinger laufen ja auch noch unter dem namen olympia oder (seltener) sogar sony. eine zeitlang wurden die teile in deutschland exzessiv auf raststätten, flohmärkten etc für z.t.horrende summen verhökert (in der rubrik presse findest du was drüber) und das war und ist dann eindeutig betrug.

CYBERYOGI =CO= Windler
registriert

Beiträge: 7

Danke, dass diese Website die Erinnerung an "Kameraattrappen" aus Plastik für die Nachwelt bewahrt.

Ich erinnere mich an schwarze Spiegelreflex-Attrappen mit aufgesetztem riesigen Elektronenblitzgerät und vermeintlichem separaten Zoomobjektiv.

Es gab die Dinger Mitte bis Ende 1980er in Türkenläden und Kiosken für ca. 20 oder 29DM. Das war ein Preis, den darmals ganz normale Kleinbildkameras mit Fixfokus-Objektiv auch etwa kosteten. Preislich war das somit kein Betrug. (Keine Ahnung ob auch der Blitz ging. In der Objektivmitte saß jedenfalls eine im Verhältnis winzige Linse - sehr ähnlich wie bei vielen heutigen digitalen Mini-Camcordern.)

Ich denke das war einfach als Blender für Angeber gedacht, die als Tourist so tun wollten, als wenn sie eine "richtig dicke" Kamera um den Hals hängen hätten. Ob was betrügerisches auf der Schachtel (die war grün, glaube ich - kein Koffer) stand, weiß ich nicht mehr.

Ich sammel Musikkeyboards u.a. von Yongmei/ MeiSheng. Von dieser Marke gab es teils recht ähnlich absurde Produkte, die z.B. wie ein großes Profikeyboard aussahen und im Extremfall nur einen 1-stimmigen Pieptongenerator auf dem technischen Stand einer 1970er Spielzeugorgel enthielten - z.B. sowas hier:

http://weltenschule.de/TableHooters/GoldenCamel_7A.html
http://weltenschule.de/TableHooters/GoldenCamel_11AB.html

Zum Thema Bleiklotz im Gehäuse (könnte bei zu leichten Kameras überigens auch gegen Verwackeln schützen) - ich habe auch ein Keyboard mit Eisengewichten drin:

http://weltenschule.de/TableHooters/Yongmei_MS-210B.html

Ob die Canomatic-Kameras als Betrugsobjekt oder Blender gedacht waren ist wohl nicht eindeutig zu klären. Z.B. gibt es viele chinesische PlayStation-Attrappen mit winziger Platine und bloß kopierte Nintendo 8Bit-Spielen aus den 1980ern drin (SuchMa "famiclone"). In China leben viele Menschen von wenigen 10EUR im Monat. Für die wäre eine echte PlayStation unerschwinglich, darum ist die Angeber-Attrappe dort die einzig bezahlbare Alternative. Designplagiate werden in China eher als Ironie aufgefasst und sind nicht zwangsläufig betrügerisch gemeint.

Vermutlich sind die Übergänge in vielen Fällen fließend. Z.B. gibt es den bekannten Lautsprecherbetrug "white van speakers", wo angeblich superteure HiFi-Boxen Leuten für eine Bruchteil des angeblich horrenden Originalpreises (aber immer noch hunderte EUR) auf Parkplätzen angedreht wurden, und dann nur quäkende Billigstlautsprecher in fiesester Ghettoblaster-Qualität enthalten.

CYBERYOGI =CO= Windler
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Beiträge: 7

Ich habe grade auf Kameramuseum.de nachgeschaut.

http://www.kameramuseum.de/0-fotokameras/canomatic/1canomatic-home.html

Die schwarze Pseudo-Spiegelreflex aus dem Türkenladen (auch Kiosk im Bremer Hauptbahnhof und Flohmärkte) war vermutlich eine Nippon AR-4392F, Charman 2000 oder evt. die Kamachi mit Blitz. Ich glaube, auf dem Karton stand tatsächlich bloß etwas harmlos unbetrügerisches wie "Reflex Look Camera - with fixfocus lens".

Solche Blender-Knipsen wurden auch gerne als supertoller Hauptgewinn von Kirmes-Losbuden unters Volk gebracht. Dann hieß es werbewirksam: "Sie haben gewonnen... - diese nigelnagelneue Kamera!!!" ;)

Die wundersame Canomatic FMD System in dem riesigen Koffer scheint hingegen wirklich eher als Produkt für betrügerische Kaffeefahrten angefertigt zu sein. Merkwürdige Schundware in beeindruckenden Koffern (z.B. Vitaminpillen-Sets zum 10000fachen Herstellungspreis) gehört in solchen Kreisen offenbar zum Handwerk.

Zitat:
Diese Welt kennt ein Gesetz, es heißt:
"Keiner weiß wer wen bescheißt",
doch es ist ein sanftes Ruhekissen,
dass alle wissen,
sie werden beschissen...

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Anonymous	Gesendet: 19:02 - 29.08.2005 Hallo Ich bin mehr zufällig im Usenet auf diese "Kameras" von Canomatic aufmerksam geworden. Nachdem ich diese Seiten hier, das Forum und andere Materialien studiert habe, bleibt doch eine Frage offen, für die ich keine Antwort finden kann: Werden diese Apparate hergestellt, um zu betrügen? Oder sind es vielleicht für den chinesischen Markt, der möglicherweise extrem anspruchslos ist, hergestellte Dinger, wo irgendeiner mal auf die grandiose Idee kam, die zu exportieren? Oder sollte es gar ursprünglich Kinderspielzeug werden, und der Hinweis darauf ist irgendwie "verschütt" gegangen? Wer weiss es? Bitte sagen. Danke, Thomas
MadMike Moderator Beiträge: 283	Gesendet: 20:04 - 29.08.2005 - Schriftzug, der an CANON erinnern soll - Beipackzettel, auf denen ein Neupreis von 1500 Euro angegeben wird - verbauter Bleiklumpen, um das Gewicht künstlich zu erhöhen - falsche technische Angaben - billigste Bauweise - "Verkaufspersonal" östlicher oder südlicher Länder auf Autobahn-Raststätten Hmmm... Ja, in der Tat, ich würde sagen, das Ding (und seine vielen Brüderchen) wurde gebaut, um zu betrügen.
Klein Rolfi Moderator Beiträge: 272	Gesendet: 22:54 - 29.08.2005 @Thomas + MadMike: da habt ihr vermutlich beide recht... die dinger werden von der firma ouyama.com hergestellt und vermutlich wirklich für den asiatischen markt. aber, und jetzt kommt madmike ins spiel... durch umfriemeln zu canon-verschnitten (canomatic ist ein canon-modell aus den 60er und 70er jahren) und drucken von fast komplett erfundenen prospekten (uvp's von1595dm bzw 799euro,nicht vorhandenes aber beworbenes zoom etc) wurde es kriminell. die dinger laufen ja auch noch unter dem namen olympia oder (seltener) sogar sony. eine zeitlang wurden die teile in deutschland exzessiv auf raststätten, flohmärkten etc für z.t.horrende summen verhökert (in der rubrik presse findest du was drüber) und das war und ist dann eindeutig betrug.
CYBERYOGI =CO= Windler registriert Beiträge: 7	Gesendet: 06:38 - 25.11.2009 Danke, dass diese Website die Erinnerung an "Kameraattrappen" aus Plastik für die Nachwelt bewahrt. Ich erinnere mich an schwarze Spiegelreflex-Attrappen mit aufgesetztem riesigen Elektronenblitzgerät und vermeintlichem separaten Zoomobjektiv. Es gab die Dinger Mitte bis Ende 1980er in Türkenläden und Kiosken für ca. 20 oder 29DM. Das war ein Preis, den darmals ganz normale Kleinbildkameras mit Fixfokus-Objektiv auch etwa kosteten. Preislich war das somit kein Betrug. (Keine Ahnung ob auch der Blitz ging. In der Objektivmitte saß jedenfalls eine im Verhältnis winzige Linse - sehr ähnlich wie bei vielen heutigen digitalen Mini-Camcordern.) Ich denke das war einfach als Blender für Angeber gedacht, die als Tourist so tun wollten, als wenn sie eine "richtig dicke" Kamera um den Hals hängen hätten. Ob was betrügerisches auf der Schachtel (die war grün, glaube ich - kein Koffer) stand, weiß ich nicht mehr. Ich sammel Musikkeyboards u.a. von Yongmei/ MeiSheng. Von dieser Marke gab es teils recht ähnlich absurde Produkte, die z.B. wie ein großes Profikeyboard aussahen und im Extremfall nur einen 1-stimmigen Pieptongenerator auf dem technischen Stand einer 1970er Spielzeugorgel enthielten - z.B. sowas hier: http://weltenschule.de/TableHooters/GoldenCamel_7A.html http://weltenschule.de/TableHooters/GoldenCamel_11AB.html Zum Thema Bleiklotz im Gehäuse (könnte bei zu leichten Kameras überigens auch gegen Verwackeln schützen) - ich habe auch ein Keyboard mit Eisengewichten drin: http://weltenschule.de/TableHooters/Yongmei_MS-210B.html Ob die Canomatic-Kameras als Betrugsobjekt oder Blender gedacht waren ist wohl nicht eindeutig zu klären. Z.B. gibt es viele chinesische PlayStation-Attrappen mit winziger Platine und bloß kopierte Nintendo 8Bit-Spielen aus den 1980ern drin (SuchMa "famiclone"). In China leben viele Menschen von wenigen 10EUR im Monat. Für die wäre eine echte PlayStation unerschwinglich, darum ist die Angeber-Attrappe dort die einzig bezahlbare Alternative. Designplagiate werden in China eher als Ironie aufgefasst und sind nicht zwangsläufig betrügerisch gemeint. Vermutlich sind die Übergänge in vielen Fällen fließend. Z.B. gibt es den bekannten Lautsprecherbetrug "white van speakers", wo angeblich superteure HiFi-Boxen Leuten für eine Bruchteil des angeblich horrenden Originalpreises (aber immer noch hunderte EUR) auf Parkplätzen angedreht wurden, und dann nur quäkende Billigstlautsprecher in fiesester Ghettoblaster-Qualität enthalten.
CYBERYOGI =CO= Windler registriert Beiträge: 7	Gesendet: 04:03 - 26.11.2009 Ich habe grade auf Kameramuseum.de nachgeschaut. http://www.kameramuseum.de/0-fotokameras/canomatic/1canomatic-home.html Die schwarze Pseudo-Spiegelreflex aus dem Türkenladen (auch Kiosk im Bremer Hauptbahnhof und Flohmärkte) war vermutlich eine Nippon AR-4392F, Charman 2000 oder evt. die Kamachi mit Blitz. Ich glaube, auf dem Karton stand tatsächlich bloß etwas harmlos unbetrügerisches wie "Reflex Look Camera - with fixfocus lens". Solche Blender-Knipsen wurden auch gerne als supertoller Hauptgewinn von Kirmes-Losbuden unters Volk gebracht. Dann hieß es werbewirksam: "Sie haben gewonnen... - diese nigelnagelneue Kamera!!!" ;) Die wundersame Canomatic FMD System in dem riesigen Koffer scheint hingegen wirklich eher als Produkt für betrügerische Kaffeefahrten angefertigt zu sein. Merkwürdige Schundware in beeindruckenden Koffern (z.B. Vitaminpillen-Sets zum 10000fachen Herstellungspreis) gehört in solchen Kreisen offenbar zum Handwerk. Zitat: Diese Welt kennt ein Gesetz, es heißt: "Keiner weiß wer wen bescheißt", doch es ist ein sanftes Ruhekissen, dass alle wissen, sie werden beschissen...