Die USA erwägen Waffenlieferungen an die Streitkräfte der Ukraine. Bislang unterstützt man Kiew lediglich mit technischer Ausrüstung.
Eine Kolumne von Sebastian Fiebiger
Die Geländegewinne der von Russland unterstützten Separatisten veranlassen die amerikanische Außenpolitik offenbar zu einem Kurswechsel. Wurden Waffenlieferungen an Kiew trotz permanentem Bittens bislang kategorisch ausgeschlossen, diskutieren militärische und politische Führungskreise in Washington aktuell eine milliarden-schwere Lieferung von „Defensivwaffen“ wie Panzerabwehrraketen und Drohnen. Obama gilt allerdings noch als unentschlossen.
Sind amerikanische Waffen das sprichwörtliche „Öl ins Feuer“?
Ohne westliches Eingreifen wird die Ukraine den Krieg verlieren. Das zeichnet sich schon seit längerem ab. Trotz hochmotivierter und inzwischen kampferprobter Freiwilligenverbände, ist das Land einem schier unerschöpflichen, russischen Nachschub nicht gewachsen. Eine Sicherung der Grenze und ein Abschneiden der russischen Nachschubwege ist derzeit komplett unrealistisch.
Amerikanische Waffen könnten das Blatt kurzfristig zugunsten der ukrainischen Streitkräfte wenden. Es ist allerdings kaum vorstellbar, dass Moskau das unbeantwortet ließe. Der Konflikt würde ziemlich sicher eskalieren und die USA wären gezwungen, in Punkto Waffenlieferung nachzulegen und auch die Ausbildung der ukrainischen Soldaten zu übernehmen. Das ist ein Szenario, in dem keine Seite gewinnen kann.
Alternativen?
Der einzige Weg, Russland einzubremsen, ist die Einigkeit unter den westlichen Staaten. Russland kann sich keine „Dauerkrise“ mit dem Westen leisten. Schon jetzt sind die russischen Märkte und der Rubel unter die Räder gekommen. Die Preise explodieren, eine Kapitalflucht hat eingesetzt und Putins Gegenmaßnahmen greifen nicht. Putin beobachtet insbesondere die EU genau und versucht das bisher auffällig einige Europa zu spalten. Bislang ohne Erfolg.
Europa muss die Sanktionsschraube weiter anziehen – ein wirksames Mittel, das den USA mangels Handelsbeziehungen nicht zur Verfügung steht.
Militärische Mittel
Europäische, militärische Unterstützung für die Ukraine kommt erst dann in Frage, wenn sich der Konflikt aus der Ostukraine gen Westen verlagert. Dann wird der Westen nicht länger zusehen können und muss eine Brandschneise ziehen. Darüber könnten dann aber die UN mit ihrem derzeitigen Veto-System zerbrechen. Eine Carta, die einer Kriegspartei ein Veto ermöglicht, verkommt in solchen Situationen ohnehin zum zahnlosen Tiger.
Updates & Links
In Ergänzung zu diesem Beitrag habe ich einige Artikel im Netz zusammengesammelt. Die entsprechen nicht zwangsweise meiner Meinung. Ganz im Gegenteil – ich habe versucht, ein möglichst breites Meinungsspektrum abzudecken, um meine eigene Meinung durch andere Sichtweisen zu ergänzen:
- “Bronski” von der FR setzt sich mit Leserpost zum Thema Ukraine auseinander
- Neopresse: Ukr. Generalstabschef dementiert russische Truppenpräsenz
- Krieg in Ostukraine und die Situation HIV-Infizierter
- Contra Magazin: Angebliche Abschußprämien
- Lars Schall – kritische Stimme zu den Sanktionen des Westens
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Wie sollte sich der Westen verhalten? Ist Putin noch zu stoppen oder wird er die ganze Ukraine in die Russische Förderation ziehen?
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In einem Punkt hätten wir einen Dissens. Ich glaube, die Amis oder Europa könnten Waffen soviel sie wollten an die Ukraine liefern, es würde den Ukrainern nichts nutzen. Die Russen sind weitaus besser gerüstet, personell und waffenmäßig. Ich halte es für durchaus möglich, dass – wollte Putin das – die Russen in wenigen Tagen in Kiew wären. Hat man so ja auch schon gehört.
Allerdings bin ich ansonsten absolut deiner Meinung. Eine Eskalation der Situation, etwa durch solche Waffenlieferungen, kann nicht im Interesse der Menschen auf allen Seiten sein. Leider muss ich sagen, dass die Sanktionen unter den gegebenen Voraussetzungen die einzige Möglichkeit darstellen, Einfluss auf Putin zu nehmen. Leider stellt sich das bisher nicht im Ansatz ein. Eher scheinen die bisherigen Maßnahmen die Russen zusammenzuschweißen und insofern Putins Regime sogar zu stärken. Das ist schlimm genug und wird die Russen noch sehr hart treffen. Leider erkennen viele diese Konsequenzen heute nicht. Andere Mittel können und dürfen wir in diesem Konflikt aus meiner Sicht jedenfalls nicht einsetzen. Und vor allem bin ich der Meinung, dass weiter geredet werden muss. Auch wenn das neue Waffenstillstandsabkommen für diese Positionen keinen Ansporn bietet.
Wieso haben wir da einen Dissens? Ich habe doch im Grund nichts anderes geschrieben.
Ich denke aber, dass Waffenlieferungen an der Lage der Ukraine rein gar nichts ändern würden. Sie wären auf Sicht gesehen sogar eher kontraproduktiv. Vielleicht hatte ich diesen Satz falsch interpretiert: „Ohne westliches Eingreifen wird die Ukraine den Krieg verlieren.“?
> “Ohne westliches Eingreifen wird die Ukraine den Krieg verlieren.”?
Das heißt ja nicht, dass der Umkehrschluß gilt. Dass sie ihn mit westlichem Eingreifen gewinnen.
Waffenlieferungen hätten – wie oben geschrieben – einen sehr kurzfristigen Effekt. Russland bräuchte vielleicht 1-2 Wochen um hochmoderne Waffen nachzuführen. Aktuell liefern sie ja eher hornaltes Zeug, was 1.) einfach zu bedienen ist und 2.) auch halbwegs als Bestand der Ex-Ukraine durchgeht. Das würden US-Drohnen und moderne PA schnell weglatzen.
Mittelfristig kann diesen Krieg (wie jeden Krieg) niemand „gewinnen“. Sollten die russischen Truppen aber weiter gen Osten vorrücken, dürfte das US-Engagement (bzw. „Eingreifen“) nicht mehr nur Waffen, sondern auch Personal umfassen.
Konventionell sind die Amerikaner den Russen weit überlegen. Das kommt nicht nur in einem Vielfachen der Militärausgaben zum Tragen, sondern auch in zahlreichen internationalen Kampfeinsätzen und einer russischen Armee, die jenseits der Speerspitze in einem eher bemitleidenswerten Zustand ist.
Allerdings gleicht Russland das nuklear mehr als aus. Und spätestens da wird es dann richtig unappetitlich.
Wir sind uns – ist das nicht schön?- an diesem Sonntagabend aber so etwas von einig. :-) Eine gute Woche wünsche ich dir.
VG Horst
Hoch die Tassen!
Ja – das mit den Waffenlieferungen der USA hat ja immer super geklappt.
Korea!
Vietnam!
Irak!
Saudi Arabien!
Lauter glückliche, zufriedene geeinte und demokratische Staaten.
aws
Nachtrag zu „konventionell überlegen“ !
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Das ist zu 90% falsch.
Logistisch, und in weltübergreifenden Aktionen, in der Marine sind die USA weit überlegen, mit dem gigantischen Arsenal von 10 nukl. Trägern.
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Aber – WIEVIELE Kriege hat die Superarmee gewonnen????
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Was bringen die 1000 Panzer vor Bagdad, wenn die Bevölkerung nicht „in den Griff zu bekommen ist“
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In Mossul hat der ISIS ja US-Waffen in Milliardenwert locker erbeutet. (man muss sein Arsenal auch beschützen und sie Verbündeten)
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Zudem machen die USA gigantische taktische und strategische Fehler!
Lieber Horst Schulte!
Da machen die USA, wie oft, einen fundamentalen Denkfehler. (Andere auch)
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Gerade in den USA ist es so, dass nur der Kongress Kriege machen kann, aber es üblich ist, dass sich das Land/Kongress in einem Konfliktfall geschlossen hinter den Präsidenten stellt. Da ist man solidarisch und folgt dem Präs.
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Ironischerweise kapieren die USA aber nicht, dass dieser Reflex in den meisten anderen Staaten auch existiert, und in einigen noch viel, viel stärker.
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Die Sanktionen bewirken in Russland das genaue Gegenteil.
In weite Gebieten (wo eher weniger Leute wohnen) wird sowieso nur Handel mit China und Japan getrieben, denen sind die Saktionen komplett egal