
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – „Das Grippevirus hat großes Potenzial, eine neue Pandemie auszulösen“, sagte Wieler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). Influenzaviren veränderten ihr Erbgut sehr schnell. „Es wäre nicht das erste Mal, die Spanische Grippe ist das bekannteste Beispiel“, fügte Wieler hinzu.
Vogelgrippe bei Katzen nachgewiesen
Derzeit beobachteten Experten mit der Vogelgrippe die größte je gemessene Panzootie unter Nutzgeflügel und Wildvögeln. Das H5N1-Virus werde in Einzelfällen immer wieder auch bei Säugetieren nachgewiesen, etwa bei Katzen. Kürzlich seien in Polen Fälle bei 47 Katzen nachgewiesen worden. Durch diesen Sprung auf ein Säugetier wachse die Chance einer gefährlichen Veränderung des Virus.
Echtes Warnsignal
„Daher sind die Fälle bei Säugetieren für uns ein Warnsignal“, so Wieler. Aus den vergangenen Jahren wisse man, dass das H5N1-Virus bislang sehr selten auf Menschen überspringe, „aber wenn dieses Vogelgrippevirus Menschen infiziert, dann ist es sehr gefährlich“, so Wieler.
Viele Infizierte gestorben
Viele der Infizierten seien gestorben, laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in den letzten 20 Jahren weltweit rund 2.600 Erkrankungen beim Menschen und 1.100 Todesfälle angezeigt, so Wieler. Der ehemalige RKI-Chef forscht heute am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, sein Schwerpunkt ist die Zukunft des öffentlichen Gesundheitswesens.
Füchse in Wohngebieten keine gute Entwicklung
Wieler warnt auch vor der Ausbreitung von Wildtieren wie Füchsen oder Waschbären in Wohngegenden. „Die Verbreitung der Füchse in Städten ist grundsätzlich keine gute Entwicklung“, sagte der Veterinärmediziner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). Es gebe die Lebenswelt der Wildtiere und die Welt der Menschen: „Um Infektionen zu vermeiden, sollten wir diese Welten so wenig wie möglich vermischen“, mahnte Wieler.
Fuchsbandwurm oft tödlich
Der Fuchsbandwurm könne eine lebensbedrohliche Erkrankung auslösen. Wilde Tiere wie Füchse dürften deswegen auf keinen Fall angelockt werden. Wer sie füttere oder zulasse, dass sie Futter in der Nähe von Siedlungen fänden, erhöhe ohne Not die Chance von riskanten Kontakten zwischen Menschen und Wildtieren.
„Das sollte unbedingt unterbleiben. Füchse sollten wieder dahin zurück, wo sie hingehören.“ Der ehemalige RKI-Chef forscht derzeit am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, sein Schwerpunkt ist die Zukunft des öffentlichen Gesundheitswesens.
Der Fuchsbandwurm
Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist ein kleiner Parasit, der in der Regel im Dünndarm von Füchsen, aber auch anderen Fleischfressern wie Hunden oder Katzen, lebt.
Der erwachsene Wurm produziert Eier, die vom Wirt ausgeschieden werden und in die Umwelt gelangen. Dort können sie von Nagetieren wie Mäusen aufgenommen werden, die als Zwischenwirte dienen. In diesen Zwischenwirten entwickeln sich Larven, die sich in deren Körper zu zystischen Strukturen ausbilden.
Wenn der Zwischenwirt dann von einem Fuchs oder einem anderen Fleischfresser gefressen wird, vollzieht sich der Lebenszyklus des Fuchsbandwurms erneut.
Für den Menschen stellt der Fuchsbandwurm eine Gefahr dar, wenn er die Eier durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln (bspw. Fallobst, Beeren), Wasser oder engen Kontakt zu Wirten aufnimmt.
Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm kann zu einer schweren Krankheit führen, der alveolären Echinokokkose, die vor allem die Leber betrifft und potenziell tödlich sein kann. Neben der Leber können auch die Lunge, die Knochen und das Hirn befallen werden. Die Larven zerstören die befallenen Organe tumorartig.
Die Eier des Fuchsbandwurms sind sehr widerstandsfähig und mit herkömmlichen Desinfektionsmitteln nicht inaktivierbar.