Foto: Alternative für Deutschland (AfD), über dts Nachrichtenagentur
Münster (dts Nachrichtenagentur) – Der Soziologe Andreas Kemper vermutet hinter dem Parteiausschluss von Andreas Kalbitz Interessenkonflikte innerhalb der AfD. „Aus meiner Sicht gibt es ein strategisches und ein politisches Interesse dahinter, Andreas Kalbitz nicht mehr in der Partei zu haben“, sagte Kemper dem Nachrichtenportal Watson. Insbesondere Beamte in der Partei hätten ein Interesse am Ausschluss von Kalbitz. „Die haben Konsequenzen zu befürchten, wenn die AfD als rechtsextrem eingestuft wird“, so der Soziologe weiter.
Durch den Parteiausschluss werde ein Richtungsstreit innerhalb der AfD ausgetragen. Hier stünden sich die AfD-Sammelbewegung „Der Flügel“ und der neoliberale Teil der Partei mit unterschiedlichen sozial- und wirtschaftspolitischen Ausrichtungen gegenüber. „Dieser Konflikt wird auch beim Parteiausschluss von Andreas Kalbitz ausgetragen. Hier will sich der neoliberale Teil der AfD unter Jörg Meuthen durchsetzen“, sagte Kemper. Die Coronakrise könnte nun zur Existenzkrise für die AfD werden. „Es war in den vergangenen Jahren noch nie so kritisch wie jetzt“, so der Soziologe. Die AfD habe während der Coronakrise „in den Umfragen ordentlich verloren, auch weil es ihr schwergefallen ist, sich zu positionieren.“ Die Coronakrise habe offengelegt, welche Differenzen innerhalb der Partei herrschten. In der sich anbahnenden Wirtschaftskrise müsse sich die AfD klarmachen, welche Position sie einnehmen will. „Da zeigen sich die unterschiedlichen wirtschafts- und sozialpolitischen Ausrichtungen innerhalb der Partei. Das ist genau der Teil, wo die AfD sich eben überhaupt nicht einig ist“, sagte Kemper dem Nachrichtenportal Watson. Er sieht hier die Möglichkeit einer weiteren Spaltung der Partei: „Sie ist unter Druck, eigene Konzepte und Positionen zur Bewältigung der Corona- und Wirtschaftskrise vorzulegen. Gleichzeitig wird sie vom Verfassungsschutz beobachtet, was viele Parteimitglieder in ihrer Tätigkeit als Beamten bedroht“, so der Soziologe weiter. Dies könne die Partei „zerreißen“.