Update: Unsere aktuelle Berichterstattung zu Japan finden Sie hier
Letzte Aktualisierung: 10.4.2011 – 18:22
18:22 Neues Video: AKW Fukushima während des Tsunamis
Das oben stehende Video zeigt das Atomkraftwerk Fukushima I am 11. März, als 15-Meter hohe Wellen des Tsunamis auf die Küste trafen.
11:50 Anwohner kehren in Evakuierungszone zurück
Wie bereits vor einigen Tagen angekündigt durften heute die evakuierten Bewohner aus dem Umfeld des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 in ihre Häuser zurückkehren, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und Wertgegenständen sowieso Erinnerungsstücke zu sichern.
Aufgrund der noch immer hohen Strahlung wurde nur ein kurzer Aufenthalt in der 20-Kilometer-Evakuierungszone genehmigt.
11:10 Japan will verseuchtes Wasser aufbereiten
Japan will das hoch-radioaktives Wasser, dass sich in den Reaktorgebäuden des AKW Fukushima 1 gesammelt hat, künftig nicht mehr in den Pazifik „entsorgen“. Man plane nach Behördenangaben einen Transport nach Tokio in eine Entsorgungsanlage.
10:45 Aktuelle Lage im Atomkraftwerk Fukushima 1
In Reaktor 1 wird weiterhin Stickstoff gepumpt, um das Risiko einer Wasserstoffexplosion zu verringern. Man geht von einer Kernschmelze aus. Die Sicherheitshülle des Reaktors ist aber vermutlich noch intakt. Die Kühlung erfolgt mittlerweile wieder mit Süßwasser. Reaktor 2 ist mutmaßlich am meisten beschädigt. Neben einer Kernschmelze liegt hier auch eine Beschädigung des Druckbehälters vor. Das ergaben Messungen des ausgetretenen Wassers. Aufgrund der Zusammensetzung muss man davon ausgehen, dass es mit den Brennstäben im Inneren des Reaktors in Kontakt war. Die Lage in Reaktor 3 ähnelt der in Reaktor 1. Allerdings erfolgt hier noch keine Versorgung mit Süßwasser. Besonders kritisch wird Reaktor 3 deshalb beobachtet, weil hier sogenannte MOX-Brennstäbe zum Einsatz kamen, die aus Gründen der Effizienzerhöhung, neben Uran auch hoch-toxisches Plutonium enthalten. Sorge bereitet auch noch immer das Abklingbecken von Reaktor 4. Der Wasserstand ist noch immer niedrig und die Rettungskräfte versuchen, ihn durch Meerwasser aufrecht zu erhalten. Die anderen beiden Reaktoren gelten aus unkritisch, da sie schon länger heruntergefahren sind.
Samstag
21:00 AKW Onagawa war 80 Minuten ohne Kühlung
Wie erwartet kommt auch im Fall des Atomkraftwerks Onagawa die Wahrheit nur scheibchenweise ans Licht. Kurz nachdem das Kraftwerk aufgrund eines Nachbebens der Stärke 7.4 in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag in Probleme geriet, dementierte man Berichte über Probleme mit dem Kühlsystem. Die Notversorgung funktioniere stabil. Dann räumt man ein, dass die Kühlung für etwa 30 Minuten unterbrochen war. Inzwischen wurde bekannt, dass die Reaktoren 80 Minuten ohne Kühlung waren. Ausgelöst wurde der Ausfall durch Probleme mit zwei von drei Stromzuführungen.
Die japanische Atomsicherheitsbehörde hat inzwischen reagiert und die Sicherheitsauflagen für AKWs weiter verschärft. Pro Reaktorblock müssen ab jetzt in jedem der 55 japanischen Atomkraftwerke zwei Notstromdiesel permanent zur Verfügung stehen. Auch im Atomkraftwerk Higashidori kam es zu einem Stromausfall. In der Krisensituation war nur einer von drei vorhandenen Generatoren einsatzfähig, weil die anderen laut Betreiber gerade gewartet wurden.
Die aktiven Kühlung ist auch bei heruntergefahrenen Atomkraftwerken zwingend erforderlich. Im Falle eines Ausfalls des Kühlsystems steigt die Temperatur im Reaktor schnell an und eine Kernschmelze droht. Brennstäbe müssen nach ihrem Einsatz jahrelang gekühlt werden.
13:45 Empörung über radioaktives Wasser im Pazifik
Erst gestern hatte China Japan für die geplante Einleitung radioaktiven Wassers in den Pazifik kritisiert und folgte damit einem Auskunftsgesuch Südkoreas. Beide Länder wollten genaue Auskünfte darüber, in welchem Umfang die Einleitungen erfolgen und wie die Zusammensetzung der verseuchten Flüssigkeit konkret aussieht. Man störte sich vor allem daran, dass Japan die Nachbarn nicht vorab über die Einleitungen informiert hatte. Messungen mit erhöhten Strahlungswerten an Schiffen und Warenlieferungen aus Japan hatten die asiatischen Länder alarmiert.
Tepco hatte daraufhin angekündigt, die Einleitung des verseuchten Wassers zu stoppen, der Ankündigung aber keine Taten folgen lassen. Man werde die Einleitung erst am Sonntag abschließen, teilte die japanische Atomsicherheitsbehörde heute mit.
Das in den Pazifik eingeleitete schwach-radioaktive Wasser stammt aus Spezialbehältern auf dem Kraftwerksgelände. Diese werden gezielt ins Meer entleert, um Platz für hoch-verseuchtes Wasser aus den Reaktorgebäuden zu schaffen. Das Abpumpen des strahlenden Wassers aus den Reaktoren ist die wichtigste Voraussetzung, um die Arbeiten am seit Wochen lahmgelegten Kühlsystem der Reaktoren wieder aufnehmen zu können.
11:13 Barrieren gegen Radioaktivität
Tepco hat damit begonnen, Wege, die Radioaktivität ins Meer transportieren können, zu verschließen. So verschließt man einen Ansaugkanal mit Stahlplatten und wird eine Schlammbarriere vor dem Kraftwerk errichten.
10:30 AKW Fukushima: Stahlung im Pazifik steigt weiter
Während für die Radioaktivität unmittelbar vor dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima 1 keine neuen Werte vorliegen, sind die Strahlungswerte im weiteren Umfeld des AKWs deutlich gestiegen. An einer Messstelle nördlich des Kraftwerks war am Dienstag das 600-fache und am Mittwoch das 1000-fache des Grenzwerts gemessen worden. Die gestrige Messung ergab bereits eine Überschreitung des Grenzwerts um das 2800-fache.
Nachdem es zuletzt Kritik an zu laschen EU-Grenzwerten für Radioaktivität in Lebensmitteln gab, wurden diese heute verschärft. Man hat die Höchstwerte für Lebensmittelimporte aus Japan auf das Niveau der strengeren japanischen Normen abgesenkt. Die Verschärfung sei vorläufig und werde in den kommenden Monaten einer wissenschaftlichen Prüfung unterzogen.
19:00 AKW Fukushima soll stillgelegt werden
Das Krisenkraftwerk Fukushima 1 wird vermutlich stillgelegt. Der von Toshiba – dem Erbauer des Kraftwerks – vorgelegte Entwurf sieht einen Rückbau der Reaktoren innerhalb der nächsten zehn Jahre vor. Der Plan würde auch die Entsorgung der verbrauchten Brennstäbe beinhalten. Das Bewusstsein für deren Gefährlichkeit ist erst während er aktuellen Krise gewachsen. Bislang galten die Abklingbecken als relativ unkritisch, da die Brennstäbe dort nur passiv gekühlt werden müssen. In durch Erdbeben gefährdeten Gebieten stellt die Zerstörung oder Beschädigung der Becken aber eine immense Gefahr dar.