Deutschland ist bislang offenbar nicht ausreichend darauf vorbereitet, große Mengen an Corona-Impfstoff zu verabreichen.
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Politiker und Ärzte beklagen demnach, dass die bisherigen Impfpläne zu bürokratisch seien und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht geklärt habe, wie es weitergehe.
Impfprioritäten schwierig zu halten
Die Hamburger Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard von der SPD sagte der FAS: „Es wird in den kommenden Wochen immer schwieriger werden, an den Aufteilungen in den Prioritätengruppen festzuhalten.“ Man stehe vor der Herausforderung, für die vielen Impfdosen auch schnell genug berechtigte Impflinge zu finden und deren Berechtigung dann wieder zu prüfen. „Das kostet alles Zeit.“ Das Land Niedersachsen plant ebenso wie andere Bundesländer, das strikte Schema der Priorisierung an einem ersten Punkt aufzuweichen.
Falls sich in der ersten Gruppe der Berechtigen nicht genug Abnehmer für den Impfstoff von Astrazeneca finden, soll das jeweilige Impfzentrum diese Dosen künftig an Personen aus der zweiten Gruppe verteilen dürfen. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sagte der FAS: „Sobald der Impfstoff in großer Menge in die Arztpraxis kommt, wird die Priorisierung schnell unnötig sein.“ Die Ärzteverbände fordern deshalb, rasch die Voraussetzungen für eine unkomplizierte Impfung in den rund 100.000 Arztpraxen zu schaffen. Den Impfstoff auf Grundlage von ärztlichen Attesten zu verteilen, die dann wieder zentral geprüft werden, lehnen die Ärzteverbände ab.
„Einige scheinen zu unterstellen, dass Ärzte in den Praxen nicht nach medizinischer Notwendigkeit impfen“, sagte Gassen der Sonntagszeitung. „Diese Unterstellung ist völlig unbegründet und verärgert nur.“ Der Bundesgesundheitsminister antwortete wenig konkret auf die Frage, wie die Impfstoffe schneller verabreicht werden könnten. Es sei „wichtig, dass alle Impfzentren ans Netz gehen und möglichst rasch niedergelassene Ärzte in die Impfkampagne eingebunden werden“, sagte Spahn der FAS.