Foto: Polizeistreife im Einsatz, dts Nachrichtenagentur
Berlin – In den mehr als 10.000 Spielhallen in Deutschland steigt die Zahl der Polizeieinsätze wegen mutmaßlicher Delikte wie Diebstahl, Betrug, Raub oder Erpressung. Das geht nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagsausgabe) aus einem bislang unveröffentlichten Bericht des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor. So sind in Bayern die Polizei-Reviere „durch Einsätze in Spielhallen in hohem Maße und mit steigender Tendenz belastet“, heißt es im BKA-Report über Ermittlungsverfahren in den Spielstätten und in deren Umfeld.Dass die Kriminalbeamten in Bayern so stark gefordert seien, liegt laut BKA-Report daran, dass in diesem Bundesland ständig neue Spielhallen öffneten. Das habe mehr Diebstähle und Raubüberfälle zur Folge. In Berlin, Hessen und weiteren Bundesländern sieht es ähnlich aus. Auch dort werde ein „deutlicher Anstieg“ von Delikten gemeldet, ist der Untersuchung zu entnehmen. Der von den Behörden zur „Verschluss-Sache“ erklärte BKA-Bericht dient als Arbeitsgrundlage für die Regierungen der 16 Bundesländer, die gerade neue Regeln für das Glücksspiel erarbeiten. Am 25. Mai findet eine Anhörung von Glücksspiel-Veranstaltern in Mainz statt, zu der auch das BKA geladen ist. Die Länder wollen wissen, wo welche Gefahren drohen, und was dagegen zu tun ist. Im Juni sollen die neuen Vorschriften vorliegen. Die Paragrafen könnten bewirken, dass viele Spielhallen geschlossen werden müssen. Dem BKA-Report zufolge, der im Herbst vergangenen Jahres an die Länder ging, wurden von Januar 2008 bis Juli 2010 gegen 13.500 Beschuldigte fast 19.000 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Vier Länder, die kein Zahlenmaterial lieferten, fehlen in dieser Statistik: Baden-Württemberg, Hamburg, Brandenburg, Schleswig-Holstein. Andere Ländern lieferten nur teilweise die erbetenen Daten, weshalb der BKA-Report eine „eingeschränkte Aussagekraft“ habe, wie am Ende des 20-seitigen Berichts notiert ist. Erhellend ist die Lektüre trotzdem. Meist sind Spielhallen-Betreiber offenbar die Opfer. Das BKA nennt 5.960 Verfahren wegen Diebstahl und Unterschlagung, 1.688 wegen Betrug und Untreue, 1.558 wegen Sachbeschädigung, 1.385 wegen Raub und Erpressung, 1.208 wegen Gewaltanwendung und 1.123 wegen Drogendelikten. Manchmal seien die Spielhallen-Betreiber die Täter, weil sie ihre Automaten manipulierten, so die Beobachtung in Rheinland-Pfalz. Teilweise verhielten sich die Inhaber der Spielsalons bei der Aufklärung mutmaßlicher Straftaten „wenig kooperativ“ und rückten die Videoaufnahmen der Überwachungskameras erst nach wiederholter Aufforderung heraus, oder gar nicht, klagt das Bundeskriminalamt. Delikte mit Bezug zum Rotlichtmilieu kommen dagegen kaum vor. Das könnte daran liegen, dass immer mehr Spielhallen abseits ihres früheren Umfelds entstehen, der Bahnhofsviertel in den Großstädten, wo es besonders viele Sexklubs gibt. Viele Verfahren, die private Wettbüros betreffen, werden am Ende übrigens eingestellt. Ob solche Wettannahmestelle zulässig sind, ist rechtlich umstritten. Und die illegalen Zocker-Runden in Hinterzimmern bleiben den Behörden meist verborgen. Hier wäre der Einsatz verdeckter Ermittler notwendig, schreibt das BKA. [dts Nachrichtenagentur]