Berlin – Der diesjährige Büchnerpreisträger Friedrich Christian Delius hat vor dem Verfall der Demokratie in Italien gewarnt. Er verfolge „mit großer Aufmerksamkeit und mit noch größerem Erschrecken, dass hier systematisch kaputt gemacht wird, was wir in Deutschland unter Demokratie verstehen“, erklärte Delius in einem Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“. Der 68-jährige Autor hat seit 2001 einen Wohnsitz in Rom.„Es gibt bei uns die berühmten drei Gewalten“, so der deutsche Schriftsteller, „in Italien gibt es bald nur noch eine Gewalt“. Besonders besorgt zeigte sich Delius über die wachsende Korruption und die mangelnde Unabhängigkeit der Justiz. In Italien würden die letzten unabhängigen Richter und Staatsanwälte in einer Weise beschimpft und niedergemacht, wie es in Europa höchstens noch in Ungarn der Fall sei, beklagte der Autor. Delius kritisierte: „Die Hälfte der Abgeordneten, die hier im Café sitzen statt in ihren Ministerien, sind entweder Angestellte und Anwälte Silvio Berlusconis oder gekaufte Abgeordnete aus den anderen Parteien.“ Der evangelische Pfarrerssohn wird diesen Monat von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Sein literarisches Werk umfasst Romane, Gedichte, Erzählungen und Essays. [dts Nachrichtenagentur]
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