Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Deutsche Bahn will der schweren Krise des Konzerns mit einem massiven Personalaufbau, mehr Geld für das marode Netz und moderneren Bahnhöfen begegnen. „Wir stellen allein in diesem Jahr 3.000 Fachkräfte ein – Bauprojektplaner und -überwacher“, kündigte der für das Netz zuständige Konzernvorstand Berthold Huber an. „Damit und mit Investitionen in einen modernere Baumaschinenpark werden wir die Kapazitäten unserer eigenen Bahn-Bau-Sparte verdoppeln“, sagte Huber der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe).
Ziel sei es, die nötige Sanierung des eigenen Netzes voranzutreiben. Der Konzern will mit zusätzlichem Personal zudem stärker gegen Risiken der Sabotage vorgehen. „Geplant ist, dass wir 500 eigene neue Sicherheitskräfte einstellen, die Schienen und Anlagen besser schützen“, sagte Huber. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte von der Bahn gefordert, neben der jahrelangen Generalsanierung auch schnelle Lösungen für die massiven Verspätungen der Züge zu finden. „Wir beschleunigen dieses Jahr die Modernisierung des Netzes auf eigene Kosten“, kündigte Huber nun an. „Rund 2.000 Kilometer Gleise, 1.800 Weichen und 200 Brücken werden bis Ende des Jahres erneuert.“ Weil die Bahn zusätzlich über drei Milliarden Euro vorfinanziere, „modernisieren wir 17 Prozent mehr Gleise, 11 Prozent mehr Weichen und über 50 Prozent mehr Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik als im Vorjahr“. Zudem sollten 650 Bahn-Stationen modernisiert werden. „Geplant sind neue Anzeigesysteme für die Information der Reisenden und die Verschönerung von Unterführungen. Wir werden Bahnsteige erhöhen, um den stufenlosen Einstieg in die Züge zu ermöglichen, und Rampen und Aufzüge einbauen, um Barrierefreiheit zu schaffen“, sagte Huber. Ziel sei es auch, „Bahnhöfe in den großen Städten“ künftig zu „Mobilitätsdrehscheiben“ zu machen – „und mit Fahrradparkhäusern auszurüsten“. Der schlechte Zustand der Bahn-Infrastruktur hat nach eigenen Angaben auch den seit 2022 für das Netz zuständigen Vorstand überrascht. Er selbst habe bis 2020 die Folgen des kritischen Zustands der Infrastruktur unterschätzt, räumte Huber ein, der den Posten erst im vergangenen Jahr von Vorgänger Ronald Pofalla übernommen hatte. „Wir wussten schon, dass wir einen großen Erneuerungsbedarf haben.“ Aber jüngste Analysen hätten „das ganze Ausmaß“ deutlich vor Augen geführt. „Die Realität ist: Es steht nicht sonderlich gut um die Schieneninfrastruktur.“ Die Überalterung der Anlagen habe sich zuletzt wegen stark steigender Baupreise nicht verlangsamt, sondern sogar beschleunigt. „2017 hatten wir noch 55 Milliarden Euro an Sanierungsrückstau. Heute sind es fast 90 Milliarden Euro“, sagte Huber. „Wenn wir nicht die infrastrukturellen Voraussetzungen für mehr Verkehr schaffen, wird es nicht mehr Verkehr geben können, womöglich sogar weniger.“