Berlin – EADS-Chef Tom Enders wirbt mit möglichen Job- und Standortgarantien um die politische Zustimmung für die umstrittene Fusion von EADS mit der britischen BAE Systems. „Ich bin so überzeugt von unserem Projekt, dass ich bereit bin, über attraktive Arbeitsplatz- und Standortgarantien zu sprechen“, erklärte Enders gegenüber der „Bild-Zeitung“ (Donnerstagausgabe). „Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen bietet mittel- und langfristig die besten Chancen.“Anders sehe die zukünftige Entwicklung aus, wenn EADS in seinen bisherigen Strukturen bestehen bliebe. „Es gibt weltweit kein Luft- und Raumfahrtunternehmen, das mit einem Standbein allein auf Dauer wettbewerbsfähig wäre.“ Enders glaubt weiter an den Erfolg der Fusion. Es gebe allerdings Vorbehalte in Einzelfragen, „über die wir mit allen Beteiligten sprechen“, sagte der EADS-Chef. Im Gegenzug für seine Forderung, dass Berlin und Paris ihre Sonderrechte bei EADS aufgeben, „bieten wir Deutschland, Frankreich und Großbritannien gleiche Rechte für das Unternehmen an: vor allem ein Vetorecht gegen feindliche Übernahmen.“ Für Enders würde ein Kauf eines Aktienpakets an dem neuen Unternehmen durch den Staat keinen Vorteil für Deutschland bringen. „Das würde Milliarden an Steuermitteln verschlingen, ohne dass Deutschland dafür besondere Rechte oder Garantien bekäme. Deshalb will die britische Regierung auch keine Aktien erwerben.“ Derzeit bündeln Berlin und Paris ihre Interessen. Sie wollen im Fall einer Fusion gleichberechtigt an dem neuen Konzern beteiligt sein. Die britische Regierung hat sich bei der BAE Systems auf eine goldene Aktie zurückgezogen, mit der eine feindliche Übernahme verhindert werden kann, die aber keine operative Mitsprache erlaubt. Wichtigster EADS-Aktionär ist derzeit Daimler. Der deutsche Konzern hält nicht nur 15 Prozent der Aktien, sondern vertritt auch noch ein Bankenkonsortium, das 7,5 Prozent der Aktien hält. Der französische Staat ist mit 15 Prozent beteiligt, ein französischer Medienunternehmer mit 7,5 Prozent. EADS würde bei einem Zusammenschluss mit BAE Systems zum größten Luft- und Raumfahrtkonzern der Welt aufsteigen. Bei der britischen Börsenaufsicht läuft die Frist für die Fusion am 10. Oktober ab. [dts Nachrichtenagentur]
Vorheriger ArtikelNach Beschuss aus Syrien: Türkei schaltet UN-Sicherheitsrat ein
Nächster Artikel SPD-Außenpolitiker Erler: Obama war bei TV-Duell zu defensiv

News Redaktion
Die unabhängige News-Redaktion filtert die Nachrichten des Tages, ordnet Hintergründe ein und verschafft wichtigen Themen die nötige Aufmerksamkeit. Wir arbeiten frei von Einflüssen Dritter – ohne Konzern-Beteiligung, Fördermittel und Kredite. - mehr
MEHR ZUM THEMA