Cancún (dts Nachrichtenagentur) – Zu Beginn der Klimakonferenz in Cancún fordert der Klimaberater der Bundesregierung und EU-Kommission, Hans Joachim Schellnhuber, einen diplomatischen Kurswechsel. Europa solle sich nicht mehr nur an den USA orientieren. Um den Weg für einen Weltklimavertrag doch noch möglich zu machen, sollte der Gipfel das Prinzip der Einstimmigkeit aufgeben.„Dass niemals versucht worden ist, diese Selbstentmachtung außer Kraft zu setzen, gehört für mich zu den großen Rätseln“, sagte Schellnhuber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag-Ausgabe). Cancún drohe zur „Wohlfühlsitzung“ zu werden, in der sich die Delegierten der 194 Staaten zu „gruppentherapeutischen Sitzungen“ zusammenfinden. „Man wird sich in die Augen schauen und sagen, Kopenhagen war naja, aber jetzt wollen wir uns erst einmal wieder vertragen und versuchen nichts zu beschließen, was irgendjemandem weh tut. Das ist ein Verdrängungsmechanismus.“ Schellnhuber kritisierte scharf den Versuch, den Klimawandel zu einem reinen Geld- und Wirtschaftsthema zu machen. „In Cancún wird man über Vieles reden, nur nicht über das Klima.“ Die Weltgemeinschaft dürfe sich nicht in die Tasche lügen. „Die komplette Umettikettierung des Klimawandels in ein „Business Case“ ist ein Pfeifen im dunklen Wald“, sagte der Potsdamer Klimaforscher. Europa solle sich in der Klimapolitik nicht mehr an den Vereinigten Staaten orientieren, sondern Bündnisse mit Indien, Brasilien und China anstreben.
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