Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hat das von der Bundesregierung beschlossene Modell der Aussetzung der Wehrpflicht kombiniert mit der Einführung eines Freiwilligen Wehrdienstes als ungeeignet für die praktischen Anforderungen bezeichnet. In einem Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“ (Donnerstag-Ausgabe) sagte Kujat zur Ankündigung, im Krisenfall die ausgesetzte Wehrpflicht wieder einzuführen: „Das wird praktisch nicht funktionieren. Erstens wäre die Wiedereinführung der Wehrpflicht in der Krise ein Eskalationsmoment. Zweitens wäre die Maßnahme auch ziemlich unwirksam, weil die Ausbildungszeit in der Krise fehlt, nicht zuletzt mit großen Folgen für das Führungspersonal. In einer Krisensituation brächte die Wehrpflicht also gar nichts.“Kujat zeigte sich zudem davon überzeugt, dass das Modell des Freiwilligen Wehrdienstes nicht zum Erfolgsmodell werde. „Der Regenerationsbedarf einer Bundeswehr mit geplant bis zu 185.000 Soldaten liegt bei 20.000 Kräften pro Jahr. Dafür ist das gewählte Modell ungeeignet.“ Kujat verwies auch auf Probleme für die Einsatzfähigkeit der Truppe. Bisher seien aus der Gruppe der länger dienenden Freiwilligen immer auch Einsatzkräfte gewonnen worden. „Dafür muss jemand aber mindestens 18 Monate dienen. Da die Verpflichtungszeit jedoch zwischen sechs und 23 Monaten variabel gestaltet wird, ist im Ergebnis schon klar: Viele werden sich nicht von Anfang an für mindestens 18 Monate verpflichten. Also wird es kaum Kräfte für den Einsatz aus dieser Gruppe geben.“ Besser wäre seiner Ansicht nach die Einführung eines zweijährigen Freiwilligendienstes gewesen, den es bei der Bundeswehr schon einmal gegeben habe.
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