Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der frühere Innen- und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat der wegen Kommunikationspannen und eines schlechten Europawahlergebnisses in die Defensive geratenen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer Gelassenheit empfohlen. „Je aufgeregter die Medien oder die Twitter-Welt sind, umso mehr muss man Ruhe bewahren. In der Ruhe, in der Nachhaltigkeit liegt die Kraft“, sagte de Maizière den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Samstagsausgaben).
Dazu gehöre auch eine andere Zeitplanung. „Die Parteichefin hat im Bemühen, allen gerecht zu werden und präsent zu sein, wahnsinnig viele Termine gemacht. Weniger ist aber manchmal mehr. Dann kommt man mehr zum Nachdenken, Ideen sammeln und Leute einbeziehen“, so der CDU-Politiker weiter. Ein aufsehenerregende Neupositionierung Kramp-Karrenbauers sei nicht nötig. „Die Erwartung eines Befreiungsschlags gehört zum Aufregungszirkus. Und gerade im Umgang mit den neuen Medien gibt es nicht den einen, großen Befreiungsschlag“, sagte de Maizière. Man könne zwar kritisieren, dass etwa die Reaktion der CDU auf das Video des Youtubers Rezo nicht ideal gewesen sei.
„Wir brauchen aus meiner Sicht aber nicht so sehr eine Debatte über das Reagieren der CDU auf irgendwelche Kritik im Internet, sondern über das Agieren der CDU bei den kritisierten Themen“, so der frühere Innen- und Verteidigungsminister weiter. Parteiinterne Kritiker von Kramp-Karrenbauer bewertet er als zu passiv und zu destruktiv. „Stirnrunzeln ist immer leicht. Sinnvoller wäre es, eigene Beiträge zu leisten statt ständig rumzunörgeln“, sagte de Maizière den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“. Jeder solle sich fragen, „was er dazu beitragen“ könne, dass es besser laufe. „Stattdessen lehnen sich viele zurück und sagen: Soll die Parteichefin mal vorturnen. Das ist ziemlich bequem und nicht die Idee der Volkspartei“, so der CDU-Politiker weiter.