Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die FDP bricht mit einem Tabu und denkt über die Einführung einer Frauenquote nach. „Als Partei für Vielfalt und Chancengerechtigkeit müssen wir selbstkritisch feststellen: Bei uns engagieren sich leider zu wenig Frauen“, sagte FDP-Bundesgeschäftsführer Marco Mendorf der „Welt“. Um das zu ändern, müsse die FDP „endlich auch über bisherige Tabus nachdenken wie eine Selbstverpflichtung und eine konkrete Quote, wenn wir damit Frauen besser fördern können als bisher“.
In einer Beschlussvorlage mit dem Titel „Mehr Chancen durch mehr Vielfalt – Bildung einer Ad-hoc-Arbeitsgruppe Diversity Management“, die an diesem Montag vom Parteipräsidium verabschiedet werden soll, sind 13 Maßnahmen aufgeführt, die von einer 14-köpfigen Arbeitsgruppe nun ergebnisoffen diskutiert werden sollen. Ziel sei es, so zitiert die „Welt“ aus dem Papier, „effektive Maßnahmen zu entwickeln, um neue weibliche Mitglieder und Wähler zu gewinnen sowie mehr Frauen in die Parteiarbeit und die Führungsebene zu integrieren“.
Eine dieser Maßnahmen ist die Frauenquote, die von der FDP bislang abgelehnt wurde. Nun wird die Einführung einer „Fallbeil-Quote“ vorgeschlagen – für den Fall, dass eine Selbstverpflichtung, „ein Drittel Frauenpartizipation auf Bundes- und Landebene als formale Zielsetzung“ zu erreichen, ihr Ziel verfehlt. Wörtlich heißt es: „Die Selbstverpflichtung wird ergänzt durch eine verpflichtende Frauenquote, die im Fall der Zielverfehlung (zeitlich befristet) greift“.
Weitere Schritte, die geprüft werden sollen, sind beispielsweise Mentoring-Programme für Frauen, die programmatische Aufwertung von Themen wie der Familienpolitik, spezifische Kampagnen zur Gewinnung weiblicher Mitglieder oder der Gebrauch gendergerechter Sprache in der Parteikommunikation. Hintergrund der Überlegungen ist der geringe Frauenanteil in der Partei, der aktuell bei 21,88 Prozent liegt.
Das ist der niedrigste Wert der vergangenen 30 Jahre. Auch bei den Neumitgliedern der FDP liegt die Frauenquote nur bei 18,52 Prozent. Im Präsidium der Partei sitzen 15 Männer und drei Frauen. Die Arbeitsgruppe soll zügig zu Ergebnissen kommen und bereits auf dem Parteitag Anfang Mai einen Zwischenbericht vorlegen. Ende des Jahres soll der Abschlussbericht fertiggestellt sein.