
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Plan, für Bundeswehr-Soldaten kostenlose Bahnfahrten anzubieten, stößt bei einer Mehrheit der Bundestagsfraktionen auf Zustimmung. „Besonders Soldaten haben oft ein Dienst- und Privatleben, das von hoher Mobilität geprägt ist“, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Henning Otte, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagausgaben) und begrüßte damit den Vorstoß von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Wichtig sei, die Bundeswehr wieder sichtbarer in der Gesellschaft zu machen.
„Die Frauen und Männer, die jeden Tag ihren Kopf für uns hinhalten, haben es verdient, dass wir ihren Dienst wertschätzen“, fügte Otte hinzu. Kostenlose Bahnfahrten für Soldatinnen und Soldaten in Uniform – das sei eine alte Forderung der SPD, sagte deren verteidigungspolitischer Sprecher, Fritz Felgentreu. Die Realisierung des Vorhabens gewähre Soldaten als Staatsdienern das gleiche Recht wie Polizisten. Mit Blick auf den Klimaschutz sagte Felgentreu: „Es trägt dazu bei, dass sich weniger Soldaten am Freitag nach Dienstschluss mit ihren Autos in den Straßenverkehr stürzen.“
Auch die FDP signalisierte Zustimmung: Die Gratis-Bahnfahrten „sind ein dringend notwendiges Zeichen der Wertschätzung für die Soldatinnen und Soldaten und machen sie in der Öffentlichkeit sichtbarer, was wir unbedingt unterstützen“, sagte FDP-Verteidigungspolitikerin Agnes-Marie Strack-Zimmermann. Allerdings müsse die Kompensation für die Deutsche Bahn aus dem Wehretat bestritten werden. AfD-Politiker Rüdiger Lucassen bezeichnete das Vorhaben als „längst überfällige Maßnahme“.
Die Finanzierung sei „Nebensache“. Die Bahn „de facto ein Staatskonzern“, der durch den deutschen Steuerzahler hoch subventioniert werde. „Es sollte für die Bundesregierung ein Leichtes sein, die Freifahrten für unsere Soldaten einzufordern“, so Lucassen. Die Grünen äußerten sich zurückhaltend. „Über eine Freifahrt in allen Zügen für Angehörige der Bundeswehr“ könne man reden, so Bahnpolitik-Sprecher Matthias Gastel. „Der Vorstoß von Annegret Kramp-Karrenbauer ist jedoch unausgegoren und als Teil einer fehlenden Strategie für die ihr übertragenen Aufgaben zu sehen.“
Auf klare Ablehnung stieß das Vorhaben bei der Partei „Die Linke“. „Der Vorstoß von Annegret Kramp-Karrenbauer zielt darauf ab, Militär und Uniformen im öffentlichen Raum und im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Das lehnen wir ab“, sagte der verteidigungspolitischer Sprecher der Linksfraktion, Tobias Pflüger, dem RND. Derzeit führen die Deutsche Bahn und das Verteidigungsministerium Verhandlungen über Gratisfahrten für Bundeswehrangehörige. Offen bleibt, wann die Soldaten Zugang zu den kostenlosen Tickets erhalten.