Foto: Konzentrationslager Auschwitz, über dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der jüdische Publizist Michel Friedman hat sich dafür ausgesprochen, den Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers zur Unterrichtspflicht für jeden Schüler zu machen. In der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“ verwies Friedman am Montag darauf, dass „30 Prozent der Schüler nicht wissen, was Auschwitz ist“. Er verstehe nicht, warum ausgerechnet in dieser Frage damit argumentiert werde, man solle Schüler nicht zwingen, Freiwilligkeit sei besser.
Denn: „Schule besteht aus Pflichtmodulen“. Angesichts der deutlich verschlechterten Sicherheitslage sei es verständlich, dass Juden sich fragten: „Kann oder will ich hier leben?“ Wenn Außenminister Heiko Maas jetzt vor einem massenhaften Wegzug von Juden warne, dann warne er „sich im Grunde selbst“. Er und die ganze Politik hätten offenkundig in der Vergangenheit nicht genug dagegen unternommen. Denn: „Diese Diskussion ist in den jüdischen Gemeinden vorhanden. Einige sind übrigens schon gegangen, aber sehr viele sprechen darüber. Sie fühlen sich in diesem Land nicht mehr wohl und nicht mehr sicher.“ Friedman, dessen Familie zum großen Teil in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde, beklagte eine zunehmende „Enthemmung, eine Salonfähigkeit von Judenhass“ in Deutschland. Das sei ein „strukturelles Problem“ und „Demokratie zersetzend“. Die Redner zum Gedenktag an die Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren sollten das „Wehret den Anfängen“ nicht in den Mund nehmen. Wer in Sonntagsreden sage, er wolle keinen Judenhass, müsse „von montags bis samstags glaubwürdig dagegen etwas tun“. Dies geschehe aber zu wenig: „Der Anspruch des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar, wird von Millionen Antisemiten nicht mehr respektiert“, so Friedman.