16:55 Tepco unsicher über Höhe der Radioaktivität
Hatte der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 noch am Morgen des heutigen Tages mit Messwerten aus dem Reaktor 2 für Aufregung gesorgt, ist man sich jetzt offenbar nicht mehr sicher, ob die Messwerte tatsächlich korrekt sind. Gemeldet wurde zunächst, dass die Strahlung in dem Reaktor das 10-millionen-fache des zulässigen Grenzwertes erreicht. Diese Angaben dementiert Tepco nun und verweist auf eventuelle Berechnungsfehler. Die Messung sei aufgrund ihrer Höhe „unglaubwürdig“. Einen korrekten Messwert oder eine genaue Begründung der mutmaßlichen Fehlmessung liefert Tepco allerdings nicht. (Anm.d.Red.: Das Dementi der eigenen Messung klingt ein wenig nach „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“)Sollte der zunächst gemeldete Messwert stimmen, hätte die Verseuchung ein Maß erreicht, das weitere Rettungsmaßnahmen unmöglich macht. Innerhalb einer Viertelstunde würden Arbeiter die zulässige Strahlungbelastung für ein ganzes Jahr aufnehmen. Dabei hatte man diesen Grenzwert bereits von 100 Millisievert auf 250 Millisievert angehoben, um der Extremsituation in Fukushima Rechnung zu tragen.
Ab Belastungen von 500 Millisiervert (entspräche einer halben Stunde) ist mit Symptomen der Strahlenkrankheit zu rechnen. Langfristige Gesundheitsschäden – wie etwa ein stark erhöhtes Krebsrisiko – treten schon weit unterhalb dieser Schwelle auf.
16:00 In Japan regt sich seichter Protest gegen Atomkraftwerke
Auch in Japan regt sich seichter Protest gegen die Atomkraft. Während gestern in Deutschland hunderttausende Menschen auf die Straße gingen, um gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft zu demonstrieren, waren es in Japan allerdings nur wenige Hundert. Die Aufrufe glichen denen in Deutschland. Man forderte den Ausstieg aus der Atomenergie. In Tokio versammelte man sich auch vor dem Sitz der Betreibergesellschaft Tepco, die das havarierte Kraftwerk in Fukushima betrieben hat.
Japan war bislang ein sehr atom- und technolgiefreundliches Land. Die Entscheidung für die Nutzung der Atomenergie wurde bislang nicht in Frage gestellt. Eine Anti-Atom-Bewegung – wie etwa in Deutschland – gab es nicht.
Unzufriedenheit regt sich aber in Bezug auf die Informationspolitik der japanischen Regierung. In Umfragen signalisierten die Japaner, dass sie sich nur unzureichend über die Vorgänge in Fukushima informiert fühlen. Vor allem das Ausmaß der Katastrophe wird aus Sicht der Befragten nur häppchenweise präsentiert.
12:35 Strahlung erreicht extreme Werte
Die Strahlung in Reaktor 2 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 erreichte in den frühen Morgenstunden extreme Werte. Die Verseuchung des Wassers im Reaktor lag bei etwa dem zehn-millionenfachen des Normalwerts. Ein so extremer Strahlungswert von rund 1000 Milisievert pro Stunde ist innerhalb kurzer Zeit für Menschen tödlich. Sind Menschen dieser Strahlung eine Stunde ausgesetzt, leiden sie unter der Strahlenkrankheit. Innerhalb von 30 Tagen sterben 10 Prozent von ihnen. Hält eine Strahlenbelastung in dieser Höhe 3 oder 4 Stunden an, bedeutet das den sicheren Tod für 50 Prozent der Menschen innerhalb eines Monats.
Aufgrund der hohen Radioaktivität wurden die Arbeiter in Sicherheit gebracht. Der Kraftwerksbetreiber Tepco ist aber zuversichtlich, die Arbeiten bald fortsetzen zu können. Man verwies dabei auf die kurze Halbwertszeit von radioaktivem Jod, die zu einem Zerfall innerhalb eines Tages führen würde. Allerdings wurden auch sehr hohe Werte an aktivem Cäsium gemessen, das deutlich längere Halbwertszeiten hat. (ca. 30 Jahre)
10:10 Radioaktivität im Pazifik steigt weiter
Die Verseuchung des Pazifik durch radioaktive Substanzen aus Fukushima 1 hat erneut zugenommen. War gestern noch eine Überschreitung des Grenzwertes um das 1250-fache gemessen worden, erreichte der Wert heute bereits das 1850-fache des zulässigen Höchstwerts.
9:30 Kommunkationsprobleme trug zu Verstrahlung der Tepco-Mitarbeiter bei
Während die Betreiberfirma Tepco in der vergangenen Woche die Schuld für die Verstrahlung dreier Mitarbeiter zunächst bei den Helfern selbst unterstellt hatte, rudert man nun offenbar zurück. Obwohl man seitens des Betreibers wusste, dass das Wasser in der Anlage stark verstrahlt war, hat man die eingesetzten Mitarbeiter offenbar nicht ausreichend darüber informiert. Der Unfall wäre vermutlich zu verhindern gewesen, wenn die Kommunikation reibungslos funktioniert hätte.
8:00 IAEO sieht Notfallsituation über Wochen oder Monate
Auch die internationale Atomenergiebehörde IAEO hat heute Hoffnungen auf eine schnelle Lösung der Probleme im Kraftwerk Fukushima 1 einen Dämpfer verpasst. Im Moment sei die Lage weiterhin unübersichtlich. Man habe weder gesicherte Erkenntnisse darüber, ob die Brennstäbe im Abklingbecken ausreichend mit Wasser bedeckt seien, noch ob die Reaktorhüllen der drei aktiven Reaktoren intakt seien. Man gehe seitens der IAEO davon aus, dass sich die Notfallsituation noch über Wochen oder gar Monaten hinziehe.