Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Grünen wollen für die Pflege von Angehörigen oder Freunden eine Unterstützung nach dem Vorbild des Elterngeldes einführen. Die „Pflegezeit Plus“ soll eine bis zu dreimonatige, bezahlte Freistellung ermöglichen, geht aus einem Antrag der Grünen hervor, über den die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Samstagausgaben) berichten. Das Modell soll darüber hinaus eine Reduzierung der Arbeitszeit für einen Zeitraum von maximal drei Jahren finanziell abfedern.
Das einzige bestehende gesetzliche Instrument zur finanziellen Unterstützung von Pflegenden sei faktisch unwirksam, kritisieren die Grünen in dem Antrag. Die Möglichkeit eines zinslosen Darlehens sei seit dem Jahr 2018 gerade einmal in 533 Fällen genutzt worden. Das zeige, dass dieses Darlehen am Bedarf der meisten pflegenden Angehörigen vorbei gehe. Diese unzureichende Unterstützung treffe vor allem Frauen, da sie oftmals die Hauptverantwortung in der Angehörigenpflege trügen. Nach den Vorstellungen der Grünen sollen für die Zeit der Angehörigenpflege aus Steuermitteln in der Regel 67 Prozent des entgangenen Nettoeinkommens gezahlt werden. In den ersten drei Monaten soll eine komplette Freistellung möglich sein, danach eine Absenkung der Arbeitszeit auf bis zu 20 Wochenstunden. Die Unterstützung soll nicht nur für die Pflege von Angehörigen genutzt werden können, sondern auch für Menschen aus dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft. „Pflegende Angehörige müssen sich unserer Solidarität sicher sein können und auf ein Netzwerk der Unterstützung zählen können“, sagte die Grünen-Pflegeexpertin Kordula Schulz-Asche dem RND. Die Grünen-Politikerin Charlotte Schneidewind-Hartnagel sagte, es sei nicht nachvollziehbar, dass Familienministerin Franziska Giffey (SPD) die bisherige Familienpflegezeit noch immer als Erfolgsmodell verkaufen wolle, obwohl die Menschen sie zurecht nicht in Anspruch nähmen. „Ein Darlehen, das Menschen in die Schuldenfalle treibt, weil sie sich um pflegebedürftige Menschen kümmern, ist nicht gerecht“, sagte sie dem RND.