Berlin – Hans-Werner Sinn, der Präsident des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), hat gegenüber der „Welt“ Zweifel daran geäußert, dass die Krisenländer in der Euro-Zone wettbewerbsfähiger werden. „Ich kann nicht erkennen, dass die Wettbewerbsfähigkeit in den Krisenländern steigt. Das sind bisher reine Zweckbehauptungen, um dafür zu sorgen, dass die Deutschen beruhigt sind und bereitwillig ihre Portemonnaies aufmachen“, sagte Sinn der „Welt“.Die EU-Kommission hat am Mittwoch erklärte, die Korrektur der makroökonomischen Ungleichgewichte verlaufe erfolgreich. Die Länder mit den größten außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten seien dabei ihre Leistungsbilanzdefizite zu reduzieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Ein Indikator dafür seien die sinkenden Lohnstückkosten. Spitzenökonom Sinn hält die Interpretation der EU-Kommission für verfehlt, das gelte beispielsweise für die sinkenden Lohnstückkosten. „Die Lohnstückkosten in den Krisenländern sinken, weil die Länder in der Rezession stecken“, sagte Sinn der „Welt“. „Firmen mit hohen Lohnstückkosten gehen unter und Firmen mit günstigeren Lohnstückkosten und höherer Produktivität bleiben am Leben. Das führt zwar rechnerisch zu niedrigeren Lohnstückkosten der gesamten Volkswirtschaft, aber ich kann nicht erkennen, wie man das als Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit interpretieren kann.“ Auch der Abbau der Leistungsbilanzdefizite ist für Sinn kein Anzeichen für eine nachhaltige Verbesserung. „Die Leistungsbilanzdefizite sinken, weil die Volkswirtschaften der Krisenländer in der Rezession stecken, die Verbraucher geringere Einkommen haben und deshalb weniger Importe kaufen“, sagte Sinn der „Welt“. „Aber sobald die Länder sich erholt haben, wird dieser Effekt wieder verschwinden.“ [dts Nachrichtenagentur]
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