Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor redet nicht mehr mit überzeugten Radikalen. „Das habe ich oft genug probiert“, sagte sie dem Magazin „Brigitte“. „Es bringt nichts. Man sollte solche Menschen besser ausgrenzen, um damit ein entsprechendes Signal zu setzen.“
Kaddor wurde in Deutschland geboren, ihre Eltern stammen aus Syrien. Sie sei daran gewöhnt, von Islamisten als Ungläubige und von Islamgegnern als Islamistin beschimpft zu werden. Auf ihrem Handy habe sie einen eigenen Ordner für Hassmails, so Kaddor. Die Hetze setze ihr zuweilen zu: „Ich habe zwei Kinder. Und es ist ja auch nicht so, dass man mich auf der Straße nicht erkennen würde.“ Aber sie habe inzwischen auch ein dickes Fell. „Man gewöhnt sich ja an diesen Sprachduktus und ist nicht mehr schockiert, wenn man zum 50. Mal liest: `Ey, Lamya, du Nutte!`“ Manchmal denke sie, sie brauche eine Auszeit. „Diese Aggressivität desillusioniert total.“ Doch man müsse sich klarmachen: „Die eigentliche Trennlinie verläuft dieser Tage nicht zwischen Deutschen und Flüchtlingen oder zwischen Christen und Muslimen. Sie verläuft zwischen denen, die Demokratie und Vielfalt wollen und finden, dass beides zu Deutschland gehört wie Schwarzbrot – und denen, die es bekämpfen.“