Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) glaubt, dass er als heute junger Mann Anhänger der Bewegung Fridays for Future wäre. „Eine Bewegung wie Fridays for Future hätte mich stark angezogen, ohne jeden Zweifel“, sagte Fischer der Wochenzeitung „Die Zeit“. Bezogen auf den Klimawandel fügte er hinzu: „Wenn ich mir die Entwicklung anschaue, die Dynamik der Klimakrise, die Geschwindigkeit, dann kann ich nur sagen: Die Pessimisten waren noch viel zu wenig pessimistisch. Es geht alles viel schneller als gedacht.“
Der Vorwurf, die Klima-Aktivisten betrieben Politik als Ersatzreligion, sei ein „Krampf“, so Fischer. „Wer ist denn realistischer: die Klima-Aktivisten mit ihrem pessimistischen Erwartungshorizont oder die großen Ignoranten in manchen Chefetagen und Ministerien?“ Zugleich warnte der frühere Realo vor „Kurzschlussgefahren“ durch politischen Radikalismus. „Der Sofortismus ist eine große Gefahr“, so Fischer. „Ein Radikalismus, der nicht Rücksicht nimmt und nicht gebunden ist an einen Interessenausgleich, wird sehr schnell fragwürdig.“ Man könne „die Interessen der Automobilindustrie und damit Hunderttausender Beschäftigter nicht einfach ignorieren“. Der nächste Schritt der Klima-Aktivisten müsste der Gang in Parlamente sein, um dort Mehrheiten zu suchen, sagte der ehemalige Außenminister.