Berlin – Trotz des Wirtschaftsaufschwungs haben es Langzeitarbeitslose weiterhin schwer, eine feste Anstellung zu bekommen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, die der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegt. Demnach sei zwar für etwa 1,4 Millionen Bürger, die länger als ein Jahr ohne Job waren, 2011 das Ende der Erwerbslosigkeit festgestellt worden.Davon hätten aber nur 208.000 eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt erhalten. Das entspricht einem Anteil von 14,9 Prozent. Die restlichen 85 Prozent der Betroffenen zählte die Bundesagentur für Arbeit (BA) damit nicht mehr als langzeitarbeitslos, obwohl sie nicht sofort den Sprung ins normale Erwerbsleben schafften. Aus der Antwort des Arbeitsministeriums ist zu entnehmen, dass 35 Prozent auf Grund von Arbeitsunfähigkeit nicht mehr als langzeitarbeitslos registriert wurden. „Wer etwa krankgeschrieben ist, wird in dieser Zeit nicht mitgezählt, weil er dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht“, sagte eine BA-Sprecherin. 11,1 Prozent galten nicht mehr als langfristig Jobsuchende „auf Grund fehlender Verfügbarkeit oder Mitwirkung“, wie es in der Antwort heißt. Darunter versteht die BA Erwerbslose, die zum Beispiel Termine verpassen und denen das Arbeitslosengeld (ALG) I gesperrt oder ALG II (Hartz IV) gestrichen wird. Weitere 23 Prozent waren nicht mehr langzeitarbeitslos, weil sie von einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme profitierten. Dabei kann es sich um Lohnkostenzuschüsse, Ein-Euro-Jobs oder eine Qualifizierung handeln. Danach sind sie entweder weiter auf Arbeitslosengeld angewiesen, machen sich selbständig oder finden einen Job. Je nach Programm gelinge es so, 50 bis fast 70 Prozent der Teilnehmer in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sagte die BA-Sprecherin. Deutlich besser sieht es für diejenigen aus, die 2011 weniger als zwölf Monate erwerbslos waren und ebenfalls ihre Arbeitslosigkeit beendeten: Von ihnen erhielt gut jeder Dritte einen richtigen Job. Nach Angaben der Bundesagentur waren im Dezember 2011 etwa 936.000 Menschen länger als ein Jahr ohne Arbeit. Im Vorjahresvergleich nahm die Langzeitarbeitslosigkeit damit nur geringfügig um 31.000 Personen beziehungsweise drei Prozent ab. Auffällig ist dabei der Unterschied zwischen den ALG-I-Beziehern und den häufig langzeitarbeitslosen Hartz-IV-Empfängern: In der ersten Gruppe lag der Rückgang bei 16 Prozent, in der Hartz-IV-Gruppe betrug er nur ein Prozent. In Deutschland beläuft sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Erwerbslosen auf 35 Prozent. Das liegt unter dem EU-Durchschnitt von 42 Prozent. In Dänemark (23 Prozent) oder Schweden (19 Prozent) ist die Quote jedoch deutlich geringer. Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, forderte die Regierung auf, mehr für Langzeitarbeitslose zu tun – statt Fördergeld weiter zu kürzen. Die BA-Sprecherin sagte dagegen, die Langzeitarbeitslosigkeit sei in den vergangenen fünf Jahren fast halbiert worden. Die Chancen, Arbeit zu finden, seien angesichts einer Million offener Stellen „so gut wie nie“. Sie wies aber darauf hin, dass „wir jetzt an den harten Kern der Langzeitarbeitslosen kommen. Die Hälfte von ihnen hat keine abgeschlossene Berufsausbildung, der Großteil ist älter als 50 Jahre“. Die neuen Arbeitslosenzahlen werden an diesem Dienstag veröffentlicht. [dts Nachrichtenagentur]
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