Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Mehrere Lehrerverbände warnen vor einer Zuspitzung des Schulleitermangels aufgrund zusätzlicher Belastungen von Rektoren während der Corona-Pandemie. Das berichtet die „Welt“ (Mittwochsausgabe). „Dauerbereitschaftsdienst, Arbeit am Wochenende und der Unmut aller an Schule Beteiligten, der bei ihnen abgeladen wird, führt da über kurz oder lang zu völliger Erschöpfung“, sagte Udo Beckmann, Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), der Zeitung.
Für ihn sei „mehr als fraglich“ ob alle Schulleitungen weiterhin bereit sein werden, „sich das anzutun, vor allem ohne die angemessene Unterstützung der Kultusministerien“. Bereits vor der Pandemie sei die Lage angespannt gewesen. Insbesondere jüngere Kollegen klagten über eine hohe Arbeitsbelastung, würden demotiviert und den Beruf nicht weiterempfehlen. „Das ist aber dringend notwendig, denn im ganzen Land fehlt es an Schulleitungen.“ Gudrun Wolters-Vogeler, Vorsitzende des Deutschen Schulleitungsverbandes sagte unterdessen, dass der Mangel an Schulleitungen ein großes Problem sei, welches „zusehends größer“ werde. „Viele Stellen können auch nach der dritten oder vierten Ausschreibung nicht besetzt werden. Das gilt besonders für ländliche Regionen.“ Besonders schwerwiegend sei das Problem an Grundschulen, sagte Ilka Hoffmann, die im Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für Schulen zuständig ist. „Diese Vernachlässigung der Grundschule ist der größte bildungspolitische Fehler in Deutschland.“ Auch der Vorsitzende des Verbandes der Grundschulen, Edgar Bohn, warnte vor einer Zuspitzung durch die zusätzlichen Belastungen während der Corona-Zeit: „Unter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass die Rückgabe von Leitungsstellen im Grundschulbereich zum Ende des aktuellen Schuljahres höher ausfallen wird, als dies zum Schuljahresende üblich ist.“ Eine Abfrage der „Welt“ bei den Kultusministerien der Länder ergab, dass an etwa fünf Prozent der Schulen in Deutschland die Stelle des Schulleiters vakant ist. Den Negativ-Rekord hält Sachsen-Anhalt mit zehn Prozent offener Stellen, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen: Auch dort fehlt an fast jeder zehnten Schule ein Rektor.