Dresden (dts Nachrichtenagentur) – Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ist froh, dass er auch mit Corona-Leugnern diskutiert hat. Anfangs habe er sich solchen Gesprächen verweigern wollen, sagte der CDU-Politiker der Wochenzeitung „Die Zeit“. Er habe sich gesagt: „Zu denen gehe ich nicht hin. Mit denen rede ich nicht. Ich war richtig wütend.“
Doch dann sei ihm klar geworden, dass er sich selber untreu werde. „Ich habe mir gedacht: Das ist doch genau das Gegenteil von dem, was du dir immer gesagt hast“, so Kretschmer. „Man darf nicht in richtige und falsche Ängste sortieren.“ Deshalb sei er zu Corona-Demonstranten in den Großen Garten in Dresden gegangen. „In Pirna stand ein Mann mit so einem Aluhütchen vor mir, auch mit dem sprach ich“, sagte der Ministerpräsident. Selbst seine Ehefrau habe ihn dafür kritisiert. Dann aber habe er beim Wandern Bürger getroffen, die ihm gesagt hätten: „Der mit dem Aluhut wollte doch überhaupt nicht sprechen.“ Und das habe ihn bestätigt, so Kretschmer. „Genau darum gehts: Wenn wir Politiker abfällig über Leute mit Aluhütchen gesprochen hätten, hätten sich viele, die die Einschränkungen kritisch sehen, gedacht: Der beschimpft uns auch.“ Aber so hätten die Leute die Fernsehbilder gesehen und sich gesagt: „Wie der mit dem Aluhütchen bin ich nicht.“ Der Ministerpräsident legte zugleich Wert darauf, dass man nicht mit jedem Corona-Leugner debattieren könne. „Klar müssen wir auch Grenzen ziehen“, sagte er. Das gelte insbesondere für Leute, die die Reichskriegsflagge schwenkten, so der CDU-Politiker. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) unterstützte Kretschmers Haltung. „Ich kann Michael nur recht geben“, sagte er. Man habe in der Demokratie zum Schluss nichts anderes als Argumente. „Wenn die Argumente ausgehen, geht die Demokratie verloren“, so der Grünen-Politiker.