Berlin/Kabul – Nach dem Abzug der internationalen Schutztruppe Isaf aus Afghanistan könnten bis zu 1700 Afghanen, die im Norden des Landes für die Deutschen arbeiten, ihre Jobs verlieren. Nach Informationen der „Welt“ beschäftigt allein die Bundeswehr rund 1600 sogenannte Ortskräfte. Hinzu kommen etwa 160 lokale Mitarbeiter, die als Fahrer oder Dolmetscher für die Polizei tätig sind.Politiker der Koalition fordern nun die Bundesregierung auf, ihren moralischen Verpflichtungen diesen Menschen gegenüber nachzukommen und ihnen gegebenenfalls die Ausreise nach Deutschland zu ermöglichen. „Viele der Ortskräfte, die für die Bundeswehr im Norden Afghanistans arbeiten, haben sich durch ihre Tätigkeit einer besonderen Gefährdung ausgesetzt“, sagte die FDP-Politikerin Elke Hoff der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe). „Diese Menschen dürfen wir nach der Rückverlegung 2014 nicht einfach im Stich lassen.“ Sie hätten durch ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit deutscher Soldaten, Polizisten und zivilen Aufbauhelfer geleistet. „Wir müssen endlich klären, wer von den Betroffenen Afghanen einem hohen Risiko ausgesetzt ist und daher eine Aufenthaltsgenehmigung für die Bundesrepublik Deutschland erhalten muss“, fordert Hoff. Ihr CDU-Kollege Ernst-Reinhard Beck sagte der „Welt“: „Wenn wir unsere Verantwortung nicht ernst nehmen, riskieren wir einen schweren Vertrauensverlust.“ Derzeit befasst sich eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe mit diesem Thema. Die Federführung liegt beim Bundesinnenministerium, das später auch für Visa zuständig wäre. Während viele Afghanen bereits auf eine Ausreise nach Deutschland hoffen, will die Bundesregierung ihnen aber eher vor Ort helfen. „Ziel ist es, im Zuge der Übergabe der Sicherheitsverantwortung in afghanische Hände bis Ende 2014 den Betroffenen möglichst eine Beschäftigungsperspektive im eigenen Land zu bieten“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums der „Welt“. Vor Ort seien bereits erste Gespräche mit den Ortskräften in den jeweils zuständigen deutschen Einrichtungen geführt worden. Jeder Fall solle einzeln geprüft und entschieden werden. Nach Informationen der „Welt“ werden hauptsächlich die Dolmetscher eine Ausreisegenehmigung, die deutsche Soldaten auf Patrouillen außerhalb der Lager begleitet haben. Insgesamt beschäftigt die Bundeswehr in Nordafghanistan rund 460 sogenannte Sprachmittler. Einige davon wird sie aber auch nach 2014 benötigen, weil dann zumindest noch Soldaten als Ausbilder in Afghanistan im Einsatz sein werden. [dts Nachrichtenagentur]
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