Foto: Flüchtlingskind in einer „Zeltstadt“, über dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) hat die Situation von Flüchtlingskindern in Deutschland kritisiert. Geflüchtete Kinder und Jugendliche lebten über immer längere Zeiträume in einem nicht kindgerechten Umfeld, teilte die Organisation am Dienstag mit. So habe sich die Zeitspanne, die sie mit ihren Familien in Not- und Erstaufnahmeeinrichtungen verbringen müssten, deutlich verlängert: von ursprünglich maximal drei auf sechs Monate oder mehr.
Dort seien die sanitären Bedingungen und die gesundheitliche Versorgung einschließlich psychosozialer Hilfe oftmals unzureichend, Privatsphäre und Rückzugsräume gebe es kaum. Vielerorts fehlten Schutzkonzepte und Maßnahmen zur Vorbeugung von Gewalt gegen Frauen und Kinder, ebenso wie strukturierte Spiel- und Lernangebote. Mit der langen Verweildauer in Not- und Erstaufnahmeeinrichtungen verzögere sich meist auch die Integration der Kinder in Schulen und Kindergärten. Die neu geschaffenen „Sondereinrichtungen“ für Menschen mit „schlechter Bleibeperspektive“ gäben besonderen Anlass zur Sorge: Erste Erfahrungen zeigten, dass die Kinder weder zur Schule gingen noch andere strukturierte Bildungsangebote erhielten – trotz eines Aufenthalts von häufig sechs Monaten oder länger. Zudem würden besonders schutzbedürftige Personen wie Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder schwangere Frauen unter Geflüchteten nicht systematisch identifiziert. Ob und in welcher Form sie durch geeignete Maßnahmen geschützt und unterstützt werden, hänge oft vom Engagement Einzelner ab und unterliege somit dem Zufall, kritisiert Unicef. Die Organisation mahnte die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention an und forderte unter anderem eine bundesgesetzliche Regelung, um Flüchtlingskinder überall zu schützen und zu fördern.