Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass der Hauptstadtflughafen BER noch lange Zeit auf Finanzhilfen der staatlichen Eigentümer angewiesen sein wird. „Zwar ist der neue Flughafen nun endlich eröffnet, doch finanziell bleibt er ein Sanierungsfall“, sagte der Experte für Strukturpolitik und Mittelstand dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). So seien etwa die zusätzlichen Baukosten gegenüber den ursprünglichen Planungen in Höhe von mehr als drei Milliarden Euro der Flughafengesellschaft aufgebürdet worden, obwohl sie diese selbst ohne den Corona-bedingten Einbruch des Luftverkehrs nicht tragen könne.
„Durch die fehlenden Einnahmen aufgrund der Pandemie wird das Problem nun weiter verschärft“, sagte Röhl. Daher würden die Gesellschafter nicht darum herumkommen, der Flughafengesellschaft unter die Arme zu greifen. Eine Teilprivatisierung des Airports sei zwar „denkbar“, sagte Röhl. Allerdings wollten private Geldgeber gemeinhin Geld verdienen. „Voraussetzung ist daher eine Öffnungsperspektive und Klarheit über die Entwicklung des Luftverkehrs nach Corona“, so der Experte. „Im Augenblick gibt es noch sehr viele Unwägbarkeiten, die private Investoren eher abschrecken dürften.“ Die FDP-Verkehrspolitikerin Daniela Kluckert sieht den Flughafen auch als „massiven Sanierungsfall“. Die Eigentümer dürften jetzt aber nicht weiter nach dem Motto „Augen zu und durch“ auf Kosten des Steuerzahlers verfahren, das funktioniere nicht. „Wir brauchen ein tragfähiges Konzept, und das kann nur mit der Einbindung von Externen, Privaten funktionieren aus finanziellen Gründen, aber auch wegen des operativen Know-hows, einen Flughafen erfolgreich zu führen“, sagte die Vize-Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses dem „Handelsblatt“. Eine andere Finanzierung sei auch aufgrund des Europarechts geboten, mahnte Kluckert. „Meine Befürchtung ist, dass die EU-Kommission nicht ewig bei der öffentlichen Finanzierung zuschaut. Seriöse Politik bedeutet jetzt umzusteuern.“