Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert strengere Maßnahmen für Ungeimpfte. „Möglicherweise müssen wir bei weiter zunehmenden Fallzahlen eine gesellschaftliche Diskussion führen, ob Lockdown-Maßnahmen nur für Ungeimpfte gelten“, sagte er dem „Spiegel“. Es seien derzeit vor allem diese Ungeimpften, die mit schweren Covid-Verläufen in den Kliniken behandelt werden müssten.
Kinder oder andere Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, sollten von strengeren Vorgaben „natürlich ausgenommen sein“, so Reinhardt. „Nach 18 Monaten Pandemie ist das Personal ausgebrannt, viele Pflegekräfte sind aus dem Dienst geschieden, deshalb können die Kliniken nicht mehr alle Betten belegen“, sagte Reinhardt weiter. „Wir müssen genau beobachten, wie sich die Hospitalisierungsrate entwickelt und wie alt die Erkrankten sind. Niemand kann vorhersagen, wie das ausgeht.“ Reinhardt schließt nicht aus, dass planbare Operationen künftig „im schlimmsten Fall“ wieder verschoben werden müssten. „Deswegen halte ich es für eine Frage der Solidarität, sich und andere zu schützen. Es kann doch nicht sein, dass es mehr als zehn Millionen Erwachsene gibt, die noch immer nicht geimpft sind“, sagte Reinhardt. Kritik äußerte der Ärztepräsident an der Impfkampagne. „Sie dringt nicht voll durch“, sagte Reinhardt. Viele Menschen säßen Fake News auf. „Es ist höchste Zeit, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine richtige Aufklärungskampagne startet – mit Spots in sozialen Medien und im Fernsehen und in allen Sprachen, die bei uns gesprochen werden. Wir müssen endlich Schluss machen mit den Fehlinformationen über angebliche Unfruchtbarkeit oder andere Spätfolgen durch das Impfen“, sagte Reinhardt. Auch auf dem Ärztetag, der am Montag in Berlin beginnt, soll über die Lehren aus der Pandemie für das Gesundheitssystem gesprochen werden. Derzeit seit der ökonomische Druck in den Krankenhäusern so groß, dass Ärztinnen und Ärzte dort mit einem hohen Maß an Frustration tätig seien und Pflegekräfte die Kliniken gleich ganz verließen, so Reinhardt. „Das ist eine tickende Zeitbombe.“.