Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat Bund und Länder vor übereilten und schlecht vorbereiteten neuen Lockdown-Beschlüssen gewarnt. „Weitreichende Lockdown-Maßnahmen wie Ausgangssperren oder erneute Schulschließungen sollten nicht im statistischen Blindflug veranlasst werden, sondern auf Grundlage sauberer und verlässlicher Daten“, sagte er der „Rheinischen Post“. Natürlich sei die zunehmende Belegung der Betten auf den Intensivstationen ein deutlicher Warnhinweis, „verlässliche Erhebungen über Neuinfektionen haben wir im Moment aber nicht, weil über Ostern möglicherweise weniger oder verspätet gemeldet worden ist“, so der Präsident der Bundesärztekammer.
„Die letzte Bund-Länder-Runde zur sogenannten Osterruhe hat gezeigt, dass unausgegorene Entscheidungen Vertrauen und Akzeptanz in der Bevölkerung kosten können. Daraus sollten alle Beteiligten lernen“, mahnte Reinhardt. „Die weitere Corona-Politik in Deutschland sollte deshalb unter Einbeziehung breiterer Expertise von zahlreichen Professionen im Bundestag diskutiert und auch vom Parlament legitimiert werden“, forderte er. „Das wären echte vertrauensbildende Maßnahmen, die uns sicher mehr bringen als Schnellschüsse ohne ausreichende wissenschaftliche Grundlage“, sagte Reinhardt. Vor allem aber müsse man die Grundimmunisierung der Bevölkerung beschleunigen, um die dritte Infektionswelle zu brechen und Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte zurückzufahren. Reinhardt bekräftigte seine Forderung, „die Reservekapazitäten für die Zweitdosen weitgehend aufzulösen und diese sofort zu verimpfen“.