Berlin/Mainz (dts Nachrichtenagentur) – Nach dem Rücktritt von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) wegen eines Mallorca-Urlaubs während der Flutkatastrophe gerät nun auch deren damalige Amtskollegin aus Rheinland-Pfalz, die heutige Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne), unter neuen Druck. Spiegel trat laut eines Zeitungsberichts am 25. Juli, zehn Tage nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe an der Ahr, einen vierwöchigen Frankreich-Urlaub mit ihrer Familie an. Die „Bild am Sonntag“ beruft sich auf eine Bestätigung des Umweltministeriums in Mainz.
Spiegel unterbrach ihre Ferien demnach für zwei Vor-Ort-Termine am 10. August. Dabei informierte sie sich in Dümpelfeld über die Reparatur der Kläranlage, im Ahrtal schaute sie sich an, wie weit die Helfer mit den Aufräumarbeiten gekommen waren. Danach ging es laut des Zeitungsberichts angeblich zurück ins Ferienhaus nach Frankreich für die zweite Urlaubshälfte. Der Urlaub endete nach Ministeriumsangaben am 23. August. Zur Verteidigung der Langzeitferien betonte das Umweltministerium, dass Spiegel telefonisch und per Mail „rund um die Uhr“ erreichbar gewesen wäre. Spiegel war bereits in die Kritik geraten, weil sie sich direkt nach der Hochwassernacht scheinbar vor allem um ihr Image sorgte und intensiv mit ihren Mitarbeitern nach einem passenden „Wording“ suchte. Am 15. Juli schrieb ihr Sprecher an die Ministerin und andere Mitarbeiter: „Anne braucht eine glaubwürdige Rolle.“ Er schlug medienwirksame Termine vor: „Anne bei Reparaturarbeiten, bei Hochwasserschutzprojekten, dort, wo neue Gefahren drohen.“ Die Auftritte dürften aber „nicht nach politischer Instrumentalisierung aussehen“. Die Ministerin antwortete ihrem Sprecher: „Das deckt sich mit meinen Überlegungen.“ Kurz vor ihrem Urlaub, am 23. Juli, gab sie dem SWR noch ein Sommerinterview und sagte: „Mir ist das Herz schwer.“ Die Trauer vor Ort lasse sie nicht los.